Wichtige Punkte
Eine visuelle und kritische Erkundung der Welt, wie sie von künstlicher Intelligenz „gesehen“ und „vorgestellt“ wird
Über 50 internationale Künstler, darunter Trevor Paglen, Hito Steyerl, Agnieszka Kurant, Joan Fontcuberta
Unveröffentlichte Werke, interaktive Installationen, generative Videos, Cyanotypien, Diagramme, immersive Erlebnisse
Fokus auf analytischer KI (Gesichtserkennung, maschinelles Sehen) und generativer KI (durch Algorithmen erstellte Bilder, Texte und Töne)
Themenbereiche zu Materialität, unsichtbarer Arbeit, automatisiertem Sehen, kollektiver Intelligenz und neuer KI-gesteuerter Ästhetik
Umfangreiches öffentliches Programm: Vorträge, Filmvorführungen, Performances und experimentelle Forschung
Die Welt durch die Augen der künstlichen Intelligenz
Eine einfache Frage – wie erleben wir die Welt durch KI? – wird zum Ausgangspunkt einer poetischen und zugleich provokanten Reise. Im Jeu de Paume in Paris lädt die Ausstellung „Die Welt nach KI“ das Publikum ein, in eine neue visuelle Landschaft einzutauchen, in der Bilder, Töne und Texte nicht mehr allein von Menschen geschaffen, sondern von Algorithmen generiert, gefiltert und umgestaltet werden.
Von frühen kybernetischen Träumen bis hin zu den komplexen, undurchsichtigen Systemen unserer Zeit ist KI zu einer der allgegenwärtigsten Kräfte unserer Zeit geworden. Ihre Anwendungen erstrecken sich über alle Bereiche: Politik, Kultur, Wissenschaft, Kunst. Doch die Prozesse, die sie antreiben, bleiben verborgen – versiegelt in „Black Boxes“ aus Code, Daten und Macht. In diesem Kontext werden Bilder zu einem bevorzugten Werkzeug der Forschung. Die ausgestellten Werke gehen genau dieser Frage nach: Was sehen, erschaffen, verzerren oder löschen KIs? Und was bedeutet es, die Welt durch ihren Blick, ihre Logik und ihre Fehler wahrzunehmen?
Eine immersive und reflektierende Ausstellung
„The World According to AI“ wurde speziell für die Galerien des Jeu de Paume kuratiert und präsentiert über 100 zwischen 2016 und 2025 entstandene Werke. Die Ausstellung entfaltet sich entlang einer wichtigen Unterscheidung: auf der einen Seite analytische KI (ein Zweig der künstlichen Intelligenz, der sich auf Datenanalyse konzentriert), der sich in der Ausstellung mit der Erkennung von Gesichtern, Gesten und Emotionen befasst; auf der anderen Seite generative KI (eine andere Art künstlicher Intelligenz, die neue Daten oder Inhalte aus vorhandenen Daten generieren kann), die auf der Grundlage riesiger Datensätze neuartige Inhalte synthetisiert.
In den Galerien versetzen Zeitkapseln – konzipiert als Kuriositätenkabinette – Gegenwart und Vergangenheit in Dialog und zeichnen die lange Genealogie von Automatisierung, Klassifizierung und dem menschlichen Wunsch nach, Sehen und Kognition an Maschinen zu delegieren. Besucher begegnen visuellen Umgebungen, in denen digitale und physische Realitäten verschmelzen. In den Werken von Julian Charrière und Agnieszka Kurant sehen wir die geologische Materialität der Technologie: lavabeschichtete Festplatten, Gemälde mit metallischen Pigmenten und Termitenhügelabgüsse. Dieser Teil der Ausstellung zeigt, wie KI nicht aus dem Nichts auftaucht, sondern als kollektiver Prozess entsteht, der von verschiedenen Beteiligten geprägt wird. Er würdigt auch die ökologischen und menschlichen Anstrengungen, die mit ihrer Entwicklung verbunden sind.
Kate Crawford und Vladan Joler, Calculated Empires: A Genealogy of Technology and Power Since 1500 2023 2 Impressionen auf Wandgemälden, 300 × 1 200 cm Rückseite © Kate Crawford und Vladan Joler
Maschinelles Sehen, synthetische Erinnerungen, algorithmisches Schreiben
Der Kern der Ausstellung befasst sich intensiv mit der visuellen Mechanik von KI: Systeme, die anhand von Millionen von Bildern trainiert wurden, um alternative Realitäten zu erkennen, zu replizieren und manchmal zu halluzinieren . Künstler wie Trevor Paglen und Adam Harvey zeigen, wie KI die Welt „sieht“ – oder genauer gesagt, wie sie sie interpretiert und fehlinterpretiert. Werke von Justine Emard und Egor Kraft nutzen generative Werkzeuge, um Kunstgeschichte und Archäologie neu zu interpretieren und bieten spektrale Rekonstruktionen verlorener Artefakte.
Sasha Stiles und David Jhave Johnston erforschen außerdem , was es bedeutet, mit einer Maschine zu schreiben : Sie entwerfen Gedichte, neue Alphabete und spekulative Sprachen, die die Grenzen zwischen menschlichem und nicht-menschlichem Ausdruck verwischen. Christian Marclay und Jeff Guess schaffen multisensorische Installationen, in denen Klang zu Bild wird und umgekehrt. Sie laden das Publikum ein, mit algorithmischen Erzählungen zu interagieren und diese mitzugestalten.
Julien Prévieuxs „Poem Poem Poem Poem Poem“ bringt KI-Systeme an ihre Grenzen und bringt sie dazu, die verborgenen Daten hinter ihrem Training preiszugeben – Anzeigen, rechtliche Hinweise, Fragmente privater E-Mails und religiöse Texte. In diesem Stück werden Fehler zu Poesie und Pannen zu Akten des Widerstands.
Jenseits der Galerie: Filme, Dialoge, Begegnungen
Ein breit gefächertes öffentliches Programm vertieft die durch die Ausstellung angestoßene Reflexion. Das internationale Symposium „Cut/Generate: Montage unter KI“ (24.–26. April, Sorbonne Nouvelle) bringt Künstler, Forscher und Kuratoren zusammen, um zu diskutieren, wie KI die Filmbearbeitung und Bildsequenzierung verändert. Am 6. Mai zeigt der Zyklus „The Dark Rooms of AI“ experimentelle Filme und Videoessays, die die Mythen des Techno-Solutionismus hinterfragen und alternative Vorstellungen erkunden. Am 17. Mai erörtert ein öffentlicher Dialog zwischen dem Künstler Clemens von Wedemeyer und dem Theoretiker Antonio Somaini, wie Videoinstallationen dazu beitragen können, die verborgenen Infrastrukturen des maschinellen Lernens und sozialer Netzwerke zu visualisieren.
Eine Zukunft – und eine Vergangenheit – zum Neudenken
Viele der Werke der Ausstellung setzen sich mit der Beziehung zwischen KI und Geschichte, zwischen Erinnerung und Spekulation auseinander. Nora Al-Badri, Nouf Aljowaysir und Theopisti Stylianou-Lambert erforschen, wie generative Modelle die Sichtbarkeit ausgelöschter Identitäten und Kulturen wiederherstellen oder die in algorithmischen Trainingsdaten eingebetteten epistemischen Verzerrungen aufdecken können. Die latenten Räume der generativen KI werden zu Orten imaginativer Archäologie und verwischen die Grenzen zwischen Dokumentation und Fiktion, Realität und Potenzial.
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Häufig gestellte Fragen
Wo findet die Ausstellung statt?
Im Jeu de Paume, 1 Place de la Concorde, 75008 Paris.
Wie sind die Termine und Öffnungszeiten?
Vom 11. April bis 21. September 2025. Geöffnet von Dienstag bis Sonntag, 11:00 bis 19:00 Uhr. Montags geschlossen.
Ist eine Reservierung erforderlich?
Eine Reservierung wird dringend empfohlen, insbesondere an Wochenenden und bei Sonderveranstaltungen. Tickets können online über die Website des Jeu de Paume reserviert werden.
Gibt es zusätzliche Veranstaltungen rund um die Ausstellung?
Ja. Das Programm umfasst ein Symposium (24.–26. April), eine Filmvorführung mit Diskussion (6. Mai) und ein Künstlergespräch (17. Mai). Alle Veranstaltungen sind nach vorheriger Anmeldung öffentlich zugänglich.
Gibt es ein Programm für Kinder?
Ja, für Kinder ab 10 Jahren gibt es einen speziellen Erlebnispfad. Dieser bietet Fragen, Spiele und visuelle Hinweise, die den jungen Besuchern helfen, die Ausstellung auf spannende Weise zu erkunden.
Benötige ich technische Kenntnisse, um die Ausstellung zu genießen?
Ganz und gar nicht. Die Ausstellung ist für alle zugänglich und bietet klare Erklärungen und immersive Werke, die sowohl Neulinge als auch Experten ansprechen.