Stefani Ruprecht

Achtung! In den nächsten Tagen wird die neue Serie auch auf Art Majeur releast!

In meiner Kunst thematisiere ich meine Liebe zur Natur und die Ehrfurcht vor ihrer unbegreiflichen Komplexität. Ich setze mich mit der künstlichen Trennung von Mensch und Natur auseinander – einer Dichotomie, die durch die mechanistische Wissenschaftsrevolution des 17. Jahrhunderts tief in unserem Denken verankert wurde. Diese Ontologie der Fragmentierung und Objektivierung führte dazu, dass Natur und Mensch als getrennte Entitäten betrachtet wurden. Doch nach meiner Ansicht lässt sich die lebendige Welt nicht vollständig mechanistisch und reduktionistisch erfassen oder erklären. Das Lebendige selbst, das Bewusstsein, bleibt immer jenseits der Kategorien, die wir ihm aufzwingen wollen. Der Begriff „Natur“ ist sogar eine Erfindung des westlichen Naturalismus, den es in vielen anderen Kulturen gar nicht gibt, da sie keine Dichotomie zwischen Subjekt und Objekt oder zwischen Mensch und Natur kennen.Philosophische Ansätze wie die von Descola bilden bei meiner aktuellen Arbeit eine wichtige Grundlage. Descolas Konzepte von Diskontinuitäten und Kontinuitäten helfen mir, die Spannungen zwischen Fragmentierung und Einheit in meiner Kunst auszuloten. Whiteheads Prozessphilosophie inspiriert mich, die Natur als dynamischen, lebendigen Prozess zu verstehen, der niemals statisch ist, sondern immer in Transformation begriffen. Diese Ideen spiegeln sich in meinen Werken wider, die durch Übergänge und organische Strukturen das Prozesshafte und die tief verwurzelte Verbundenheit allen Lebendigen sichtbar machen.Im künstlerischen Prozess steht meist ein Bild, das mir schlagartig einfällt oder das ich in meinen Meditationen sehe, als Ausgangspunkt. Im ersten Moment des Aufzeichnens ist es mir sehr wichtig, dies auf keinen Fall rational zu bewerten oder zu analysieren. Der erste Moment soll ganz rein sein. Doch dem voraus gehen natürlich zahlreiche Recherchen über die Probleme der Welt und philosophische Entwicklungen. Diese Elemente gerinnen wie in einem Schmelzofen in mir zusammen, und in Momenten wie in der Meditation tauchen daraus plötzlich neue Bilder auf. Ich habe mittlerweile gelernt, diese sofort aufzuzeichnen oder aufzuschreiben. Denn es ist, als würde nur ganz kurz der Vorhang zu einer anderen Welt geöffnet und sofort wieder geschlossen. Danach kann ich gar nicht mehr fassen oder erinnern, was ich wirklich gesehen habe. Manchmal sehe ich auch nur eine Farbkombination oder etwas anderes, das ich dann unbedingt umsetzen muss. Ich fühle dabei oft eine Art Getriebensein – wie eine Nervosität, die erst nachlässt, sobald das Thema visuell transportiert wurde.Danach arbeite ich über diese Skizze einen Entwurf aus. Hier fließen auch erste Konzepte und Assoziationen ein. Dabei entstehen Werke, die keine fertigen Antworten geben, sondern als Räume des Nachdenkens und Erlebens fungieren. Bilder und Objekte zu schaffen ist für mich eine Art, in Prozesse einzutauchen und mich intensiv auf Themen einzulassen, die mich persönlich berühren.Ich male stets auf Platten, oft recycelte Elemente, da diese mehr Möglichkeiten und Stabilität bieten. Auf Holzplatten kann man aufkleben und einschnitzen, wodurch reliefartige Bilder entstehen. Der Rahmen ist ebenfalls ein integraler Bestandteil des Werkes, der oft die übliche Form durchbricht. Ich arbeite mit vielen unterschiedlichen Materialien wie Stoff, Papier und Styropor. Der Aspekt des Upcyclings liegt mir dabei sehr am Herzen.Ich glaube, dass Kunst die Kraft besitzt, auf einer ontologischen Ebene zu wirken. Sie kann nicht nur Gedanken provozieren, sondern auch die Wahrnehmung so transformieren, dass sie Raum für neue Wirklichkeiten schafft. Meine Vision ist es, durch Kunst eine Verbindung zu schaffen – zwischen Mensch und Natur, Vergangenheit und Zukunft, Fragmentierung und Ganzheit. Kunst wird hier zum Mittel, um die Sackgassen einer überholten Ontologie zu überwinden und einen Weg in eine Welt der Verbundenheit zu öffnen.




Das Ende der naturalistischen Ontologie ist der Beginn der Verbundenheit

Meine Kunst setzt sich mit den ontologischen Grundlagen unseres Weltbilds auseinander, insbesondere mit der künstlichen Trennung von Mensch und Natur, die seit der mechanistischen Revolution des 17. Jahrhunderts das westliche Denken prägt. Diese Revolution führte nicht nur zur Objektivierung der Welt, sondern auch zur Schaffung eines dualistischen Verständnisses von Natur als „dem Anderen“, getrennt vom Menschen. In meinen Arbeiten hinterfrage ich diese Dichotomie und strebe danach, eine neue Ontologie der Verbundenheit sichtbar zu machen – eine Perspektive, die Kontinuitäten betont, wo traditionell Diskontinuitäten gesehen wurden.

Philosophische Ansätze wie die von Descola und Whitehead beeinflussen mein Schaffen maßgeblich. Descola’s Konzepte von Diskontinuitäten und Kontinuitäten inspirieren mich, das Spannungsfeld zwischen Fragmentierung und Einheit darzustellen. Whitehead hingegen, mit seiner Prozessphilosophie, liefert den theoretischen Unterbau für meine Auseinandersetzung mit einer Realität, die niemals statisch ist, sondern sich in einem Zustand ständiger Transformation befindet. Diese Ideen setze ich in meiner Kunst um, indem ich Strukturen, Schichtungen und Übergänge verwende, die ein Gefühl der Prozesshaftigkeit und Verbundenheit hervorrufen.

Der künstlerische Prozess selbst ist ein Wechselspiel aus Intuition und Konzept. Meine Werke entstehen aus einer tiefen Beschäftigung mit philosophischen, psychologischen und soziologischen Fragen, kombiniert mit Momenten spontaner Inspiration – Visionen, meditativen Einsichten oder Gedankenfragmenten. Diese flüchtigen Impulse dienen als Ausgangspunkt, der durch Hingabe, Reflexion und Loslassen in eine visuelle Sprache übersetzt wird. Dieser Prozess ermöglicht es mir, eine Form von Denken und Fühlen sichtbar zu machen, die jenseits von Sprache existiert.

Ich glaube, dass Kunst eine transformative Kraft besitzt. Sie kann nicht nur unsere Wahrnehmung verändern, sondern auch den Rahmen, in dem wir die Welt verstehen. Durch die Dekonstruktion eines überholten, materialistischen Weltbilds und die Betonung von Verbundenheit statt Trennung möchte meine Kunst dazu beitragen, neue Perspektiven zu schaffen. Meine Vision ist eine Welt, in der der Mensch sich als integraler Teil eines dynamischen Kreislaufs begreift – eine Welt, die nicht durch Hierarchien oder Fragmentierung, sondern durch Zusammenhalt und Prozesshaftigkeit definiert ist.