Ein nachdenklicher Mann (1999) Malerei von Reiner Poser

Auf einer Lindenholzplatte (ehemaliges Zeichenbrett eines Architekten) entstand diese kopfähnliche Struktur.
Die schwarzen Flächenanteile bestehen aus einem Gemisch aus kochend aufgebrachtem Bitumen und darauf gestreutem Straßensplitt; der rotbraune Anteil ist aufgestreuter Ziegelsplitt von einem Tennisplatz. Die Linien des angedeuteten Gesichts und der Hand wurden mit einer Gasflamme erzeugt und dann mit einem Messer ausgekratzt.
Beim Entstehen der Arbeit passierte ein Unglück:
Ich hatte auf einem alten Kocher das Bitumen erhitzt. Neben dem Topf stand die Tüte mit dem Splitt. Mit einer Küchenkelle entnahm ich das kochende Bitumen und goss es auf die Holztafel. Zeitgleich griff ich in die Tüte und entnahm jeweils eine Handvoll Splitt, um das Zeug auf dem noch flüssigen Teer zu verschütten.
Dabei verfolgte ich mit den Augen unentwegt das Geschehen auf der Bildfläche.
Und dann geschah das Unglück. Die nächste Kelle mit Teer wurde entleert und der nächste Splitt sollte alsbald folgen. Leider verfehlte ich die Tüte mit dem Splitt und griff mit der rechten Hand in das kochende Bitumen. Vier Finger waren schwarz von dem kochenden Zeug und ich hopste wie ein Hase vor Schmerz. Ich versuchte den schwarzen Film abzuziehen, was mir nur teilweise gelang. Die Finger waren nunmehr ohne Haut; das nackte Fleisch schaute mir entgegen. Zwei Finger blieben schwarz, weil der Teer erkaltet war. Ich fuhr mit dem Fahrrad nach Hause. Meine Frau bereitete gerade das sonntägliche Mittagessen. Beim Anblick meiner Hand entfuhr ihr ein Schrei des Entsetzens. Sie steckte meine Hand in einen Topf mit kaltem Wasser und wir fuhren ins Krankenhaus. Dort musste ich eine ganze Woche bleiben.
Den Ärzten erzählte ich, das sei bei Dacharbeiten passiert.

Ist nicht erfunden, sondern die blanke Wahrheit.
Geschehen im Jahre des Herrn 1998.
Deshalb auch ist das Bild so wertvoll.

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