Hinzugefügt am 26.08.2007
Caroline Caprice de Melò
Die Vielfalt der bildnerischen Lösungen, welche Caroline Caprice de Melò dem Betrachter anbietet, geht auf ihre persönliche Einstellung zur Kunst zurück: Sie fasst die Kunst in Analogie zum Leben auf, als Fülle der unbegrenzten Möglichkeiten und als Aufforderung an den Menschen verschiedene Wege einzuschlagen, um sich zu realisieren; Kunst genau wie Leben unterliegt keiner festen Definition; man kann sie nicht in den engen Rahmen der Begriffe einzwängen. Im Mittelpunkt des künstlerischen Prozesses steht jedoch die Authentizität: Alle Werke spiegeln die innere Welt der Künstlerin wider, sie sind Facetten des unter verschiedenen Aspekten beobachteten eigenen Innenlebens und der Umwelt.
Bereits als Kind betätigt sich Melò kreativ: es sind vor allem Porträts, die im Folge des scharfen Beobachtens der menschlichen Natur entstehen. Später kommen dazu Musik, Gesang und die Tätigkeit als Grafik-Designerin. Den entscheidenden Schritt in ihrer künstlerischen Laufbahn macht Melò im Jahr 2001, indem sie sich gänzlich der bildenden Kunst widmet.
Die Hauptthemen ihres künstlerischen Schaffens sind „ Frauen“, „ Kompositionen“ und
„ Gegensätze“.
Die meisten Bilder der Künstlerin sind dem Thema „Frau“ gewidmet. Die Frauengestalten auf Bildern von Melò sind selbstbewusst, sinnlich und schön. Melòs Frauenbilder erzählen unterschiedlichste Geschichten, ausgedrückt durch Körperhaltung, Gestik und Gesichtsausdruck, sowie betonende Elemente, welche auf das Seelenleben und die Individualität der Frau hinweisen. Die Frauenfiguren sind ausdrucksstark durch die meist fein herausgearbeiteten Augenpartien, welche die Aufmerksamkeit des Betrachters sinnlich an sich ziehen. Die sensiblen und erotischen Sichtweisen in Melòs Frauenbilder leben vor allem durch die Andeutung, die dem Betrachter Platz für eigene Interpretationen lassen und ihn nicht festlegen. Die Steigerung der Wirkung dieser Werke erreicht die Künstlerin zusätzlich durch das intensive Gespür für das Zusammenspiel von Farbe und Form. Diese bilden die Grundlage ihrer eindrucksvollen Frauenbilder. Farben spielen neben den Formen im Bildkosmos von Melò eine zentrale Rolle, sie sind eine der wichtigsten Mittel mit welchen sie mit dem Betrachter kommuniziert. Das Faszinierende an der Farbgebung Melòs ist das Zusammensetzen solcher Farben, die in der Kunsttheorie oft als nicht zusammenpassend betrachtet werden. Caroline Caprice de Melò schafft hingegen durch Nebeneinanderstehen von Violett und Gelb, Rosa und Blau, Grün und Braun eine Harmonie auf der Bildfläche. Das bewusste Einsetzen von möglichst intensiven und unterschiedlichsten Farben ist mit der Buntheit, mit dem Zusammenspiel der Lebensaugenblicke vergleichbar, die in ihrer Gesamtheit einen geschlossenen Lebensabschnitt bilden.
Die Figuren wirken durch starke Konturen collagenhaft, „aufgesetzt“. Dieses Einfassen der Figuren durch nach innen oder außen schattierte Konturen, welche die Bildelemente von der Bildfläche abheben und die Dynamik der Bildkomposition steigern, ist für Caroline Caprice de Melò bezeichnend. Die Künstlerin Melò hat durch das langjährige Studium der menschlichen Charaktere eine sinnliche Originalität in ihren Frauenbildern entwickelt. Komplettiert durch die unkonventionelle Farb- und Formgestaltung hat die Künstlerin Caroline Caprice de Melò ihren eigenen und einzigartigen Beitrag zum Thema „Frau“ geleistet.
Bei den „ Kompositionen“ ist das Schlüsselwort die „Mehrdeutigkeit“, wie z.B. bei der Komposition „Twenty Three Faces“ steht die Einbeziehung des Betrachters in den schöpferischen Prozess im Vordergrund. Der Anteil des Betrachters am Schaffensprozess des Werkes besteht darin, dass er das dreiteilige Bild frei komponieren kann und somit stets ein neues Werk selbst erschafft: Die Bildkomponente sind derart auf der Bildfläche verteilt, dass durch Umstellen und Wenden der Bildteile eine neue Figurenzusammenstellung möglich ist. Darüber hinaus wird dies durch das Ineinanderfließen der Figurenkonturen unterstützt. Die Involvierung des Betrachters in einen Dialog ist auch für weitere „Kompositionen“ bezeichnend, indem der Betrachter seinen Blickwinkel wechselnd, die ineinander verschachtelten Elemente zu neuen Figuren und Sinnzusammenhänge verwandelt, so wie es im Werk „ Divine Voyage“ oder auch im Bild „ Irish Dance“ geschieht.
Das Werk „ Playground Earth “ zählt zum weiteren Zyklus - „ Engel und Teufel“. Bilder dieser Gruppe thematisieren die Gegenüberstellung von Gut und Böse. Beides wird oft, wie in diesem Bild durch Frauenfiguren symbolisiert. Der Bilderzyklus „ Engel und Teufel“ zeichnet sich vor allem durch seinen narrativen Charakter aus. Narrative Bilder - Bilder, die eine Geschichte erzählen und den Betrachter zu einer intensiven Auseinandersetzung mit den Bildinhalten einladen, bilden für die Künstlerin einen Bereich, in dem auch in Zukunft ein Schwerpunkt ihres künstlerischen Schaffens liegen wird.
Die Kunst von Caroline Caprice de Melò kann man der Naiven Malerei zuordnen, die bereits im 19. Jahrhundert als Malerei des Herzens bezeichnet wurde. Diese Bezeichnung charakterisiert treffend das Wesentliche der Werke von Melò: Sie kommen aus ihrem tiefsten Inneren und bieten dem Betrachter eine Menge von überraschenden und originalen Betrachtungsweisen von Situationen, Menschen und Stimmungen.
Elena Rempel, Kunsthistorikerin