Was hat Sie dazu inspiriert, Kunst zu schaffen und Künstler zu werden? (Ereignisse, Gefühle, Erfahrungen…)
Für mich war es immer so: Die Malerei ist ein Gefühl von Freiheit, Schwerelosigkeit und Fliegen. Ich war ein sehr temperamentvolles und lebhaftes Kind, voller Lebensenergie und Tatendrang. Ich habe mich immer spontan und schnell entschlossen in alle möglichen Abenteuer gestürzt. Mit 14 Jahre kam in mir das Bedürfnis auf zu malen. In der Schule hatte ich im Unterricht skizziert – anstatt der Lehrerin zu folgen. Bereits da hatte ich mich viel mit dem weiblichen Körper beschäftigt. Als Jugendliche habe ich viel alte Meister kopiert. Die sinnliche Darstellung des weiblichen Schönheitsideals von Rubens hatte mich sehr inspiriert. Das war meine erste Inspiration. Meine Eltern hatten gesagt: «Wow- was für tolle Bilder!» Sie entschieden, meine Kreativität durch private Unterrichtsstunden weiter zu fördern. Die meisten Lehrer waren inspirierend und haben mir viel beigebracht. Der Umgang mit Malerei wurde für mich täglich wie selbstverständlich. Nach der Schule und - später - nach dem Abschluss meines Studiums als Ingenieurin für Städtebau, sowie verschiedenen Versuchen meinen Weg im Leben zu finden, wurde mir klar, was ich in meinem Leben tun muss: Nur in der Malerei finde ich Ruhe, Inspiration und Zufriedenheit; das ist meine Bestimmung!
Was ist dein künstlerischer Hintergrund, mit welchen Techniken und Themen hast du bisher experimentiert?
Die Neugier war und ist die wichtigste Grundlage für mein künstlerisches Schaffen. Ich habe verschiedene Techniken und verschiedene Motive ausprobiert. Das war ein jahrelanger Weg. Anfänglich hatte ich mit Wandmalerei, Ikonenmalerei und Freskomalerei experimentiert.
Ich war wie auf einer ewige Reise - auf der Suche nach mir selbst - als Künstlerin.
Erst als ich 2010 nach Zürich gekommen war, kam die Erkenntnis: Ich stehe vor dem Spiegel und denke: «Das Leben bin ich – das Leben ist eine Frau. Durch eine Frau entsteht das Leben - ohne Frau existiert diese Welt nicht.» Das war der eigentliche Anfang meines künstlerischen Schaffens.
Welche 3 Aspekte unterscheiden Sie von anderen Künstlern und machen Ihre Arbeit einzigartig?
Das ist schwer zu sagen… Ich denke, dass jeder Künstler kreativ und einzigartig in seiner Kunst ist. Jeder Künstler denkt, dass seine Kunst das Schönste ist und etwas Spezielles und Besonderes ist.
Ich denke - meine dynamische und energiegeladene Formensprache, die Farbwahl in meist orangefarbenen Tönen und die spezielle Pinseltechnik, mit der alle meiner Bilder entstehen, ist das, was mir einen eigenen Platz unter Vielen gibt.
Woher kommt deine Inspiration?
Meine Bilder entstehen aus meiner tiefsten Intuition heraus. Frauen sehen die Welt oft mit anderen Augen als Männer. Gerade in der Kunst ist die weibliche Sicht erhellend, inspirierend und einfach schön.
Seit Jahrhunderten stehen Frauen in Zentrum der Kunst: als Objekt - als Muse. Der weibliche Körper, die weibliche Seele, die weibliche Einzigartigkeit - das inspiriert mich. Egal wo ich bin: auf Reisen, im Restaurant, bei Freunden oder anderswo - ich bin immer auf der Suche und am Beobachten von schönen Dingen um mich herum.
Mich hat die Kunst von Niki de Saint Phalle (eine französisch-schweizerische Künstlerin der Moderne) inspiriert. Ihre «Nana – Figuren» - gesichtslose, bunte und großformatige Frauenfiguren – begeistern mich noch heute.
Was ist dein künstlerischer Ansatz? Welche Visionen, Empfindungen oder Gefühle möchten Sie beim Betrachter hervorrufen?
Klare Konturen und Kontraste sowie ein Zusammenspiel organischer und geometrischer Formen begleiten meine Arbeiten. Meine Themen sind Porträts, der weibliche Körper und die weibliche Seele. Meine Werke sollen abwechslungsreich für den Betrachter sein und den Blick durch das Bild wandern lassen. Durch unterschiedliche Malweisen, kombiniert in einem jeden Bild, soll deren Zusammenspiel für sich wirken und dem Betrachter meine Handschrift näherbringen. Der Betrachter soll zwischen Vertrautem und Neuartigem schwanken und auf eine Reise mit dem Bild, mit mir zusammen, gehen.
Wie ist der Entstehungsprozess deiner Werke? Spontan oder mit langem Vorbereitungsprozess (technisch, Inspiration durch Kunstklassiker oder anderes)?
Meine Bilder entstehen im Kopf. Ich arbeite nicht mit Modellen - vielmehr sehe ich Gesichter, höre mir Erzählungen von Freunden und Bekannten an und verarbeite das in meinen Bildern. Oft passiert eine Symbiose aus dem Gehörten, meinen eigenen Lebenserfahrungen, meinen Gefühlen und meiner Fantasie.
Gesichter und Körpern entstehen aus der Erinnerung und bilden die Grundlage für ein Thema, welches sich dann Stück für Stück herauskristallisiert. Nicht immer entsteht das, was der Ausgangspunkt war - die Bilder wachsen in einem Prozess und am Ende entsteht etwas, was mich manchmal selber überrascht.
Geschichten, Erinnerungen und Eindrücke verschmelzen dann zu etwas Neuem…
Das ist es, was mich vorantreibt. Immer wieder die Faszination, was aus dem ursprünglichen Gedanken - aus dem Entwurf - letztendlich entsteht. Ich verarbeite in meinen Bildern sozusagen die Eindrücke, die durch mich und anderen Personen kommen.
Meine Bilder sollen - trotz aller Dynamik und Energie - auch innerer Ruhe und Gefasstheit ausdrücken.
Verwenden Sie eine bestimmte Arbeitstechnik? wenn ja, kannst du es erklären?
Für mich ist es wichtig, eine eigenständige Technik zu kreieren. Das ist meine Handschrift – das soll mein Erkennungsmerkmal sein – sozusagen mein eigenes Markenzeichen.
Ich arbeite ausschliesslich mit Ölfarbe. Dabei verwende ich eine spezielle Pinseltechnik, bei der ich die Farbe für den Hauptteil der Werke – für die Hauptaussage - mit dem Pinsel zu kleinen Kreisen oder Tupfen forme, durch deren unterschiedliche Abtönungen die Körperlichkeit/Dreidimensionalität forme, und die wie grosse Pixelpunkte das Hauptbild entstehen lassen. Im Ergebnis entsteht ein plastisches Relief. Dagegen kontrastieren grafische Ornamente aus exakten haarfeinen Linien, mit sehr feinen Pinseln aufgetragen, auf glatt aufgetragenem Hintergrund. Die Bilder setzen sich aus mehreren Farbschichten zusammen.
Es ist ein sehr zeit- und arbeitsintensiver Prozess…
Gibt es innovative Aspekte in Ihrer Arbeit? Können Sie uns sagen, welche?
Ich würde meine Technik als innovativ bezeichnen – und vielleicht auch meine Herangehensweise an jedes Werk, mit seiner eigenen Aussage.
Haben Sie ein Format oder Medium, mit dem Sie sich am wohlsten fühlen? wenn ja, warum?
Prinzipiell arbeite ich am liebsten mit großen Formaten – und nur mit Ölfarben. Warum? – das kann ich nicht erklären.
Ölfarben: Weil mir deren Eigenschaften in meiner Arbeit und meiner Technik am besten entgegenkommen? Grosse Formate: Die raumbildende Wirkung grosser Formate, die Sichtbarkeit grosser Formate?
Wo produzieren Sie Ihre Werke? Zuhause, in einer gemeinsamen Werkstatt oder in Ihrer eigenen Werkstatt? Und wie organisieren Sie in diesem Raum Ihre kreative Arbeit?
Ich arbeite von zu Hause in einem eigenen Zimmer – meinem kleinen Atelier.
Das ist MEIN besonderer Ort, in dem ich nachdenken kann, probieren kann, Inspiration erfahre…
Mein Traum wäre ein eigens Atelier mit viel Platz und viel Licht – mit mehr Raum und Möglichkeiten, wo ich chaotisch und frei sein kann.
Führt Ihre Arbeit Sie zu Reisen, um neue Sammler zu treffen, für Messen oder Ausstellungen? Wenn ja, was bringt es dir?
Reisen und Kunst bedeutet oft Überraschungen, Abenteuer und unvergessliche Erlebnisse. Kunst findet man überall. Neugier auf etwas Neues ist ein ganz wichtiger Aspekt für meine Kreativität.
Wie stellen Sie sich die Entwicklung Ihrer Arbeit und Ihrer Karriere als Künstler in der Zukunft vor?
Ich versuche auf dem internationalen Kunstmarkt aktiv zu sein.
Was bringt die Zukunft? Alles ist komplex - es ist schwierig eine Antwort zu geben.
Was ist das Thema, der Stil oder die Technik Ihrer neuesten künstlerischen Produktion?
Ich bin gerade fertig geworden mit dem Bild «Künstlerisches Labyrinth».
Das Thema: Das Labyrinth ist der Rahmen, in dem jeder auf seine individuelle Art und Weise eine künstlerische Richtung finden kann.
Können Sie uns von Ihrem wichtigsten Messeerlebnis erzählen?
Ich denke es war meine erste Kunstmesse, die Scope Basel. Ich war das erste Mal mit meinen eigenen Bildern auf einer internationalen Messe, und es war einzigartig für mich! Die Stimmung war international mit Galerien und Künstlern aus der ganzen Welt. Ich war sehr beeindruckt!
Wenn du ein berühmtes Werk der Kunstgeschichte hättest schaffen können, welches würdest du wählen? Und warum ?
Es gibt so viele Kunstwerke, die alle unterschiedliche künstlerische Inhalte haben, mit unterschiedlichen Techniken, mit unterschiedlichen Hintergründen, von unterschiedlichen Persönlichkeiten geschaffen.
Ich kann keines dieser Kunstwerke so erschaffen, dass es zu dem wird, was es geworden ist. Ein Kunstwerk wird erst zu einem Kunstwerk durch die Persönlichkeit des Künstlers, der es erschaffen hat.
Wenn du einen berühmten Künstler (tot oder lebendig) zum Abendessen einladen könntest, wer wäre das? Wie würden Sie ihm vorschlagen, den Abend zu verbringen?
Ich würde Joan Miro einladen. Ich würde ihn nach der Bedeutung seiner Symbole fragen, nach seiner Motivation und Inspirationen, und über seine Anlehnung in seinen Farben Blau, Rot, Gelb und Schwarz an die Tradition des Bauhauses sprechen.