Giti Tayebi: Ich fühle mich zur Kunst hingezogen, seit ich denken kann

Giti Tayebi: Ich fühle mich zur Kunst hingezogen, seit ich denken kann

Olimpia Gaia Martinelli | 03.06.2025 8 Minuten Lesezeit 0 Kommentare
 

„Während meiner gesamten künstlerischen Entwicklung hat mich die starke Neugier getrieben, mit einer breiten Palette von Stilen und Techniken zu experimentieren.“ …


Was hat Sie dazu inspiriert, Kunst zu schaffen und Künstler zu werden? (Ereignisse, Gefühle, Erfahrungen …)

Seit ich zurückdenken kann, fühle ich mich zur Kunst hingezogen.
Schon als Kind weckte alles, was mit Malerei zu tun hatte, bei mir Freude und Neugier.
Mit der Zeit wurde die Kunst zu meiner Art, die Welt um mich herum zu verarbeiten.
Jedes Gefühl, jede Erinnerung und jeder Moment, der mich geprägt hat, fand seinen Weg auf die Leinwand.
Es war nie bloß ein Hobby – es ist ein tiefer, instinktiver Teil meiner Persönlichkeit.
Es hat etwas wahrhaft Magisches, eine leere Oberfläche in ein lebendiges, atmendes Kunstwerk zu verwandeln.

Was ist Ihr künstlerischer Hintergrund, mit welchen Techniken und Themen haben Sie bisher experimentiert?

Während meiner gesamten künstlerischen Entwicklung war ich von einer starken Neugier getrieben, mit einer breiten Palette von Stilen und Techniken zu experimentieren.
Durch diese Erkundung entdeckte ich allmählich eine Bildsprache und einen künstlerischen Ansatz, die sich authentisch und erfüllend anfühlen.
Obwohl ich meine eigene Stimme gefunden habe, spiegelt meine Arbeit in verschiedenen Sammlungen immer noch eine Vielfalt an Themen und Methoden wider.
Ich glaube, dass die Schöpfungen eines Künstlers von seinem emotionalen Zustand, seiner persönlichen Reise und den Momenten, die er erlebt, geprägt sind – und dass jede ihrer Schöpfungen ihren eigenen, einzigartigen Ausdruck erfordert.
Trotz dieser Vielfalt gibt es Elemente, die immer gleich bleiben und meine künstlerische Handschrift bilden: die Verwendung kräftiger, leuchtender Farben, ausdrucksstarker Zeichen und Bezüge zu den traditionellen kulturellen Motiven meines Landes. Diese Merkmale prägen meine Arbeit bis heute und prägen ihre Identität.

Welche drei Aspekte unterscheiden Sie von anderen Künstlern und machen Ihre Arbeit einzigartig?

Eine mutige und ausdrucksstarke Bildsprache – Meine Arbeit zeichnet sich durch satte, lebendige Farben und dynamische Zeichensetzung aus, die eine unmittelbare emotionale Verbindung zum Betrachter herstellen.

Hybridkunst, die Tradition mit Moderne verbindet_ Ich schöpfe aus dem verborgenen Potenzial der klassischen persischen Kunst und verwende ihre Elemente, um moderne Themen auf eine Weise zu erforschen, die Vergangenheit und Gegenwart verbindet, ohne an Konventionen gebunden zu sein.

Eine einzigartige Balance aus Kontrast und Harmonie – Das Zusammenspiel zwischen traditionellen Referenzen und Ausdrucksfreiheit verleiht meiner Arbeit eine charakteristische Spannung und Balance, die man selten sieht und die sie in der zeitgenössischen Kunstszene hervorhebt.

Woher kommt Ihre Inspiration?

Das reiche Erbe der persischen Kunst und Kultur sowie die Meisterwerke großer Künstler der Geschichte sind für meine Arbeit immer wieder eine Quelle der Inspiration.
Ich fühle mich jedoch nicht daran gebunden.
Ich gehe selektiv auf diese Einflüsse ein und schöpfe aus ihnen das, was bei mir Anklang findet. Dabei lasse ich meinen Geist, mein Herz und meine Hand im kreativen Prozess frei agieren, geleitet von Intuition und innerer Reflexion.

Was ist Ihr künstlerischer Ansatz? Welche Visionen, Empfindungen oder Gefühle möchten Sie beim Betrachter hervorrufen?

Ich möchte beim Betrachten des Werks einen ersten Funken Freude und Staunen auslösen und ihn dann zu einem Moment der stillen Reflexion einladen – vielleicht, um ein kleines Detail oder eine aufkommende Frage zu bemerken. Letztendlich hoffe ich, ein neues Fenster in der Vorstellungskraft zu öffnen, wo Echos der Tradition auf zeitgenössische Erkenntnisse treffen. Durch lebendige Farben, ausdrucksstarke Elemente und kulturelle Referenzen möchte ich, dass das Publikum sowohl von der Schönheit getröstet als auch von neuen Möglichkeiten beflügelt wird.

Wie läuft der Entstehungsprozess Ihrer Werke ab? Spontan oder mit einem langen Vorbereitungsprozess (technisch, Inspiration durch Kunstklassiker oder anderes)?

Die meisten meiner Arbeiten beginnen mit einer sorgfältig ausgearbeiteten Skizze; selten beginne ich ohne einen grundlegenden Plan mit einem Werk. Die Initialzündung für jedes Projekt ist unterschiedlich – manchmal setze ich eine Idee in die Tat um, manchmal diktiert die entstehende Form das Konzept. Doch diese Skizzen markieren lediglich den Ausgangspunkt; sobald ich in den kreativen Prozess eintauche, „spricht“ das Werk selbst zu mir und offenbart, was es braucht. Da meine neueren Werke expressionistischer geworden sind, führen meine eigenen Emotionen im jeweiligen Moment oft zu unerwarteten, aber fesselnden Entwicklungen.

Verwenden Sie eine bestimmte Arbeitstechnik? Wenn ja, können Sie diese erklären?

7. Normalerweise beginne ich mit einer lockeren Skizze und einer dünnen braunen Lasur – gerade genug, um das leere Weiß der Leinwand zu kaschieren. Von dort aus arbeite ich in einzelnen Schritten und baue die Komposition schrittweise auf. Mal trage ich die Farbe mit dem Pinsel auf, mal greife ich zum Spachtel, um ausdrucksstarke Pigmentflecken zu erzeugen.

Gibt es innovative Aspekte in Ihrer Arbeit? Können Sie uns sagen, welche?

Ja – ich glaube, dass jedes Phänomen auch sein Gegenteil hat, und dieses Konzept fließt sowohl technisch als auch inhaltlich in meine Kunst ein. Hier sind einige Beispiele:

1. Hybrid aus Tradition und Abstraktion
2. Dialektik zwischen Plan und Spontaneität
3.Multi-Tool-Textursprache

Gibt es ein Format oder Medium, mit dem Sie am besten zurechtkommen? Wenn ja, warum?

Ölfarbe ist das Medium, mit dem ich mich am wohlsten fühle.
Denn meine Leidenschaft liegt darin, kräftige Flecken und Pinselstriche zu erzeugen – Empfindungen, die Aquarell, Pastell oder Buntstift einfach nicht erzeugen können. Darüber hinaus gibt mir die langsame Trocknungszeit der Ölfarben die Freiheit, intuitiv und ohne Eile zu arbeiten.
Natürlich greife ich auch auf andere Materialien zurück, wenn ein Projekt dies erfordert.

Wo entstehen Ihre Werke? Zu Hause, in einer Gemeinschaftswerkstatt oder in Ihrer eigenen Werkstatt? Und wie organisieren Sie dort Ihre kreative Arbeit?

Ich habe mir zu Hause einen Raum als mein persönliches Atelier eingerichtet – einen sicheren, gut ausgestatteten Rückzugsort, wo Musik und Weihrauch die perfekte Atmosphäre schaffen und ich jedes Zeitgefühl verliere. Obwohl ich einen groben Zeitplan für meine Projekte vorlege, bleibe ich flexibel und lasse meine Gefühlslage und meinen inneren Antrieb bestimmen, wann ich mich wirklich dem Schaffen widme.

Reisen Sie aufgrund Ihrer Arbeit, um neue Sammler kennenzulernen, Messen oder Ausstellungen zu besuchen? Wenn ja, was bringt Ihnen das?

Ich hatte im Rahmen meiner künstlerischen Laufbahn mehrfach die Gelegenheit zu reisen, und jede dieser Reisen bot mir eine einzigartige und wertvolle Erfahrung. Diese Begegnungen erweiterten nicht nur mein Verständnis für globale Kunst und Kultur, sondern ermöglichten mir auch, mich mit unterschiedlichen Perspektiven und kreativen Ansätzen auseinanderzusetzen. Das ermutigende Feedback, das ich dabei erhielt, stärkte mein Selbstvertrauen und vertiefte mein Engagement für meinen Weg.

Wie stellen Sie sich die Entwicklung Ihrer Arbeit und Ihrer Karriere als Künstler in der Zukunft vor?

Angesichts der anhaltenden – wenn auch allmählich gelockerten – Einschränkungen in meinem Land ist es meine langfristige Vision, durch meine künstlerische Arbeit Grenzen und Beschränkungen zu überwinden. Ich möchte ein internationales Publikum erreichen und die Malerei als universelle Sprache nutzen, um meine Anliegen auszudrücken, mich für Frieden einzusetzen und den Dialog zwischen den Kulturen zu fördern. Ich strebe die Teilnahme an renommierten Künstlerresidenzen und internationalen Kunstmessen an und betrachte diese Erfahrungen nicht nur als berufliche Meilensteine, sondern auch als Gelegenheiten für einen tieferen kulturellen Austausch und persönliches Wachstum.

Was ist das Thema, der Stil oder die Technik Ihrer neuesten künstlerischen Produktion?

Meine aktuelle Kollektion mit dem Titel „Coincidence“ erkundet einen beispiellosen Dialog zwischen Tradition und Moderne.
Ausgehend von der reichen Bildsprache der persischen Miniatur – einer Kunstform mit über tausendjähriger Geschichte – interpretiert dieses Werk deren Elemente, Formen und Farben in einem neuen und freieren Kontext. Indem ich mich vom starren Formalismus des ursprünglichen Stils abwende, entscheide ich mich für einen freieren, zeitgenössischeren Ansatz, der diese traditionellen Motive in die heutige Welt einfließen lässt. In dieser Sammlung nutze ich die Miniatur nicht als historische Referenz, sondern als lebendiges Medium, um aktuelle Anliegen mit einer frischen und modernen Stimme auszudrücken.
In diesen Werken habe ich hauptsächlich Ölfarbe als Malmittel verwendet, gelegentlich aber auch Acryl für die Untermalung. Der Gesamtansatz ist ausdrucksstark und zeichnet sich durch kräftige Pinselstriche und dynamische Farbfelder aus. Einige Werke tendieren auch zur abstrakten Figuration und vermischen zeitgenössische menschliche Formen mit klassischen, von Miniaturen inspirierten Techniken und ausdrucksstarken, abstrakten Umgebungen. Dieser Kontrast erzeugt eine besondere visuelle Spannung – Tradition und Moderne koexistieren nicht nur, sondern fordern und bereichern sich gegenseitig.

Können Sie uns von Ihrem wichtigsten Messeerlebnis erzählen?

Einer der wichtigsten Meilensteine meiner Ausstellungstätigkeit war die Teilnahme an der Euro ExpoArt_Kunstmesse in Italien 2018 – ein globales Event, das mir ein breites Spektrum internationaler Kunst vorstellte und wertvolle Kontakte weltweit knüpfte. Meine kürzlich stattgefundene Einzelausstellung stieß auf großen Anklang und markierte eine weitere bedeutsame und einzigartige Erfahrung auf meinem künstlerischen Weg.

Wenn Sie ein berühmtes Werk der Kunstgeschichte schaffen könnten, welches würden Sie wählen? Und warum?

Die Erschaffung Adams an der Decke der Sixtinischen Kapelle ist ein Meisterwerk, das ich aufgrund seiner Großartigkeit, Schönheit und genialen Komposition zutiefst bewundere – ein Werk, das tiefe Ehrfurcht und Bewunderung in mir hervorruft und von dem ich mir oft wünsche, ich hätte es selbst geschaffen. Was die künstlerische Wirkung und die historische Bedeutung angeht, wäre ich jedoch am liebsten der Schöpfer von Impression, Sonnenaufgang gewesen, eines Gemäldes, das einen Wendepunkt in der Kunstgeschichte markierte, indem es den Grundstein für den Impressionismus legte. Sein bahnbrechender, kräftiger Pinselstrich spiegelt meine Leidenschaft für Zeichensetzung und Gefühlsausdruck durch Farbe wider.

Wenn Sie einen berühmten Künstler (lebend oder tot) zum Abendessen einladen könnten, wer wäre das? Wie würden Sie ihm vorschlagen, den Abend zu verbringen?

Ich hätte gerne mit Van Gogh zu Abend gegessen. Ich hätte ihn zunächst gefragt, wie so viel Mut und Emotion in sein Werk einflossen. Dann hätte ich ihn eingeladen, die Museen und Auktionshäuser zu besuchen, in denen seine Gemälde heute zu außergewöhnlichen Preisen verkauft werden. Ich hätte ihm gezeigt, welche Anerkennung seine Kunst nun endlich erhält, welchen tiefgreifenden Einfluss er auf die Kunstgeschichte hatte und dass er stolz auf sein Werk ist – vor allem angesichts seines schwierigen Lebens und der geringen Anerkennung, die er zu Lebzeiten erhielt.

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