Was hat Sie dazu inspiriert, Kunst zu schaffen und Künstler zu werden? (Ereignisse, Gefühle, Erfahrungen...)
Eine tiefgreifende Änderung in der Unternehmensphilosophie der Firma und der Wunsch nach einer beruflichen Neuausrichtung haben mich 2015 dazu bewegt, mich nach mehreren beruflichen Abwägungen schliesslich der freiberuflichen bildenden Kunst zuzuwenden – die Verwirklichung eines Jugendtraumes.
Was ist dein künstlerischer Hintergrund, mit welchen Techniken und Themen hast du bisher experimentiert?
Ich habe mir durch das Studium einschlägiger Literatur, durch Beobachtung und «Experimentieren» (inkl. Scheitern) das notwendige Wissen und die praktischen Fähigkeiten angeeignet und schliesslich ein erstes entscheidendes Betätigungsfeld in der «metaphysischen» Farbfeldmalerei von Mark Rothko gefunden. Dabei habe ich mit flüssiger Ölfarbe, Alkyd- und Dammarharzen, pigmentierter Eisendispersion und dem Einsatz feiner breiter Aquarellpinsel (bis 150 mm) experimentiert und über unzählige Farbschichten überzeugende Ergebnisse erzielt. In der weiteren künstlerischen Entwicklung habe ich mich schliesslich der abstrakt-expressiven Rakeltechnik zugewandt, in der ich Parallelen zur «metaphysischen» Farbfeldmalerei erkannt habe, und bei der die Ölfarbe pastos mit breiten Rakeln (bis zu 120 cm), Spachteln und Pinseln abwechslungsweise mehrschichtig aufgetragen und wieder abgekratzt wird. In der Summe von Addition und Subtraktion mit Werkzeug und Farbe entstehen Kompositionen, die oftmals an räumliche oder landschaftliche Darstellungen erinnern und dennoch gegenstandslos bleiben.
Welche 3 Aspekte unterscheiden Sie von anderen Künstlern und machen Ihre Arbeit einzigartig?
Es sind wohl die vollumfänglich autodidaktische und damit die einflussbefreite Herangehensweise und die Suche nach einer gegenstandslosen und introspektiven Malerei, die «lebt und atmet».
Woher kommt deine Inspiration?
Es sind die Werke grosser Maler wie Monet, Mark Rothko und Gerhard Richter, die mich inspirieren. Deren Werke tragen in sich Harmonie, Dramatik, Expression und Tiefe. Sie lösen in mir tiefe Ehrfurcht aus und weisen mir den Weg.
Was ist dein künstlerischer Ansatz? Welche Visionen, Empfindungen oder Gefühle möchten Sie beim Betrachter hervorrufen?
Ich möchte den Betrachter emotional bewegen mit stillen, meditativen und gleichzeitig energiegeladenen, kraftvollen Bildern, durch die Verbindung des Sinnlichen mit dem Metaphysischen.
Wie ist der Entstehungsprozess deiner Werke? Spontan oder mit langem Vorbereitungsprozess (technisch, Inspiration durch Kunstklassiker oder anderes)?
Die Rakeltechnik ist – anders als bei der Farbfeldmalerei – eine spontane Technik, bei der die Zufälligkeit, Willkürlichkeit, Inspiration und Zerstörung prägend sind. Es ist die Entstehung eines Werkes, das nicht geplant ist und damit eine einzigartige künstlerisch-expressive Aussage in sich trägt. Allerdings beginnen die Probleme bei der Umsetzung recht schnell und gestalten sich im Verlauf immer schwieriger.
Gibt es innovative Aspekte in Ihrer Arbeit?
Können Sie uns sagen, welche? Die Rakeltechnik in sich ist bereits besonders, da ohne Pinsel «gemalt» wird. Die Wahl meiner Rakel macht wohl den Unterschied, da diese flexibel sind und so den spontanen Malprozess unterstützen.
Haben Sie ein Format oder Medium, mit dem Sie sich am wohlsten fühlen?
wenn ja, warum? Ich fühle mich am wohlsten mit Ölfarben, weil diese das Arbeiten von Nass-in-Nass ermöglichen. Insbesondere in der Rakeltechnik muss die Farbe «modellierbar» sein.
Wo produzieren Sie Ihre Werke?
Zuhause, in einer gemeinsamen Werkstatt oder in Ihrer eigenen Werkstatt? Und wie organisieren Sie in diesem Raum Ihre kreative Arbeit?
Meine Werke entstehen in meinem eigenen Atelier. Ich bearbeite die aufgezogenen Leinwände an einer Holzwand (3 x 2,4 m), die an der Decke hängt und zusätzlich im Boden verankert ist.
Führt Ihre Arbeit Sie zu Reisen, um neue Sammler zu treffen, für Messen oder Ausstellungen? Wenn ja, was bringt es dir?
Ich habe an mehreren internationalen Messen in der Schweiz teilgenommen und war 2023 an der art KARLSRUHE in Deutschland vertreten. Ausserdem präsentierte ich meine Werke in zwei Einzel-ausstellungen, und ich war an Gruppenausstellungen vertreten. Zudem veranstalte ich periodisch Ausstellungen in meinem Atelier.
Erfreulicherweise konnte ich bisher bei jedem Anlass mindestens ein Werk veräussern.
Wie stellen Sie sich die Entwicklung Ihrer Arbeit und Ihrer Karriere als Künstler in der Zukunft vor? Jeder Künstler träumt von einer internationalen Karriere, der Anerkennung seiner Werke durch Sammler und Kunstliebhaber. Ein hehres Ziel in Anbetracht der gewaltigen Konkurrenz und der Schwierigkeit, ohne Beziehungen und Galerieanbindung Fuss zu fassen. Ich weiss dennoch um das Potential meiner Werke.
Was ist das Thema, der Stil oder die Technik Ihrer neuesten künstlerischen Produktion?
Mein Grundthema bleibt die Rakeltechnik, allerdings entwickle ich das Expressiv-Abstrakte konsequent weiter aufgrund von Beobachtung und Erfahrung mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln. Letztlich ist jedes neue Werk für mich wie ein Neubeginn.
Können Sie uns von Ihrem wichtigsten Messeerlebnis erzählen?
Bei meiner ersten Einzelausstellung 2018 in dem pittoresken Städtchen Sempach im Kanton Luzern in der Schweiz wurde ein Kunstliebhaber und Sammler aufgrund eines Zeitungsberichtes auf mich aufmerksam, der sich begeistert zeigte und anschliessend im Rahmen des bevorstehenden Neubaus einer Bank und dem Projekt «Kunst am Bau» 17 Werke der Farfeldmalerei erworben hat.
Wenn du ein berühmtes Werk der Kunstgeschichte hättest schaffen können, welches würdest du wählen? Und warum?
Ich würde das Gemälde «Orange, Red, Yellow» 1961 von Mark Rothko wählen. Das Gemälde strahlt mit verschleiertem, flutendem, schwebendem Licht. Es drückt gleichermassen Dramatik und meditative Tiefe aus. Ein hypnotisches Werk, das leider nicht mehr ausgestellt wird, nachdem es 1961 von einem unbekannten Käufer für 86,3 Mio $ erworben wurde.
Wenn du einen berühmten Künstler (tot oder lebendig) zum Abendessen einladen könntest, wer wäre das? Wie würden Sie ihm vorschlagen, den Abend zu verbringen?
Ich würde sehr gerne Gerhard Richter zum Abendessen einladen. Ich würde anschliessend vorschlagen, sein Atelier aufzusuchen. Mich interessieren die tieferen Beweggründe zu seiner weisen Aussage «Meine Bilder sind klüger als ich».