Interview | Anja Semling: Ich habe als Kind viel gezeichnet und gemalt

Interview | Anja Semling: Ich habe als Kind viel gezeichnet und gemalt

Olimpia Gaia Martinelli | 07.05.2025 9 Minuten Lesezeit 1 Kommentar
 

Als Kind habe ich viel gezeichnet und gemalt. Ich hatte in der Schule hervorragende Noten im Fach Bildende Kunst, was mir den Weg ebnete, Grafikdesignerin zu werden. Während meines Studiums habe ich gelernt, Ideen visuell umzusetzen, um bestimmte Botschaften zu vermitteln. Mein Studium war rein manuell, das heißt, ich lernte am Zeichenbrett, mit Bleistift und Pinsel.

Was hat Sie dazu inspiriert, Kunst zu schaffen und Künstler zu werden? (Ereignisse, Gefühle, Erfahrungen …)

Schon als Kind habe ich viel gezeichnet und gemalt. In der Schule war ich in Bildender Kunst sehr gut. Das ebnete mir den Weg zur Grafikdesignerin. Während meines Studiums lernte ich, Ideen visuell umzusetzen, um bestimmte Botschaften zu vermitteln. Mein Studium war rein manuell, d. h. ich lernte am Zeichenbrett mit Bleistift und Pinsel.

Nach meinem Studium arbeitete ich viele Jahre in der Werbebranche und im Verlagswesen, freiberuflich und angestellt, im Bereich der angewandten Kunst. 1993 begann ich mit Desktop-Publishing, also der Gestaltung von Printmedien am Computer. Ab 2000 autodidaktische Weiterbildung in der Webseitengestaltung. Der Siegeszug des Internets begann!

Seit 2012 widme ich mich der bildenden Kunst in Form der modernen Malerei. Statt Zeichenbrett und Computer arbeite ich nun an der Atelierstaffelei. Im Laufe meiner künstlerischen Laufbahn habe ich immer wieder neue Techniken erlernt und experimentiert. 2020 habe ich beispielsweise die Fluid Art, auch Pouring genannt, für mich entdeckt, um dynamische Kunstwerke zu schaffen. Das Besondere daran ist, dass ich diesen abstrakt-expressionistischen Stil mit naturalistischen Motiven kombiniere, die ich sehr präzise male.
Ich nutze aber auch andere Stile zur künstlerischen Darstellung von Lebewesen, für jeden Stil entwickle ich eine eigene Serie.
 Viele meiner Motive zeigen Lebewesen. Besonders Elefanten haben mich verzaubert. Mit meinen Bildern verbinde ich meine Liebe zur Malerei und zu Tieren. Dabei möchte ich auch die Einzigartigkeit und Verletzlichkeit dieser Lebewesen künstlerisch darstellen. Gerne male ich auch Porträts von Menschen. Mir ist es wichtig, dass in meinen künstlerischen Darstellungen „etwas“ jenseits der Sprache zum Ausdruck kommt. Ich arbeite in Serien.

Was ist Ihr künstlerischer Hintergrund, mit welchen Techniken und Themen haben Sie bisher experimentiert?

Ich bin ausgebildete Grafikdesignerin mit einem 4-jährigen Studium im Bereich Zeichnen und Grafik. Das Malen habe ich mir autodidaktisch beigebracht. Begonnen habe ich 2012 mit Acrylfarbmalerei. Später auch in Öl. Ich bin mit vielen Techniken vertraut, auch aufgrund meines Grafikdesign-Studiums in Deutschland. Ich experimentiere viel mit Hintergründen, wie ich diese darstelle und später mit Motiven ergänze. Meine Vorlieben liegen im Bereich der realistischen und naturalistischen Malerei, auch fotorealistisch. Außerdem verwende ich die sogenannte Pouring-Technik im Fluid-Art-Stil. Oft kombiniere ich abstrakte Hintergründe mit realen Motiven, wie zum Beispiel Wildtieren oder Portraits. Außerdem erschaffe ich Gemälde im surrealistischen Stil, wobei ich verschiedenste Formen und Kompositionen verwende, die sich zu einem Ganzen verbinden.

Meine Techniken: Malerei in Acryl und Öl, Spachtelarbeiten, Schlagmetall, Pouring, Folientechnik, Rasterung mit Lineal, Bleistift, Buntstift, u.v.m.

 Meine Themen: Lebewesen: Wilde Tiere, insbesondere Elefanten, Raubtiere, Insekten und Vögel, die in meinem Heimatland leben. Porträts von Frauen und Männern (David Bowie, Pete Burns usw.).

Welche drei Aspekte unterscheiden Sie von anderen Künstlern und machen Ihre Arbeit einzigartig?

Meine 3 Aspekte, die mich von anderen unterscheiden:
1. Aspekt: Ich bin der einzige Künstler weltweit, der sich so umfassend und vielseitig mit dem afrikanischen Elefanten auseinandergesetzt hat. Mein künstlerisches Projekt zum Elefantenschutz läuft seit 2015. Ich habe den majestätischen Elefanten in vielen Techniken und Stilen dargestellt. Außerdem habe ich meine Elefantenbilder zum Elefantenschutz ausgestellt und verkauft.
2. Meine Serie von Wildtieren auf flüssigen Kunsthintergründen ist nirgendwo sonst mehr zu finden. Ich male präzise ein oder mehrere ausdrucksstarke Tiere auf einen flüssigen Kunsthintergrund mit einer Technik, die es mir ermöglicht, die Fluidität von Farbe und Bewegung zu erforschen. Diese Werke zeichnen sich durch eine einzigartige Verschmelzung von Realismus und Abstraktion aus – mit verblüffender Genauigkeit dargestellte Tiermotive werden vor flüssigen, abstrakten Hintergründen in Szene gesetzt, was jedem Werk eine traumhafte Qualität verleiht. Meine Arbeit erforscht die Beziehung zwischen Natur und Kunst und betont das Gleichgewicht zwischen Kontrolle und Freiheit.
Mit meinen außergewöhnlichen Tierbildern möchte ich die Aufmerksamkeit auf die Lebewesen lenken, die unseren Planeten bevölkern und ohne die menschliches Leben undenkbar wäre.
 3. Ich arbeite seit Jahrzehnten professionell und ausdauernd. Meine künstlerische Arbeit begann mit 16 Jahren und dauert bis heute an, da ich trotz meiner komplexen Persönlichkeit viel Geduld und Durchhaltevermögen besitze. Ich habe hohe Ansprüche an mich und meine Arbeit. Deshalb ist dies ein wichtiger Aspekt, da ich in meiner künstlerischen Arbeit – trotz Niederlagen – nie aufgeben werde.

Woher kommt Ihre Inspiration?

Meine Inspiration schöpfe ich aus der Natur in all ihren Facetten, insbesondere aus der Tierwelt. Ich bin der Natur sehr verbunden, mag Bäume, Pflanzen, alles Grüne und natürlich Tiere. Auch der Mensch ist Teil der Natur, daher ist es für mich sinnvoll, mit Menschen, insbesondere Gesichtern, zu arbeiten. Viele meiner Motive zeigen Lebewesen. Besonders Elefanten haben mich verzaubert. In meinen Bildern verbinde ich meine Liebe zur Malerei und zu Tieren. Dabei möchte ich auch die Einzigartigkeit und Verletzlichkeit dieser Lebewesen künstlerisch darstellen. Mir ist es wichtig, dass in meinen künstlerischen Darstellungen „etwas“ jenseits der Sprache zum Ausdruck kommt.

Was ist Ihr künstlerischer Ansatz? Welche Visionen, Empfindungen oder Gefühle möchten Sie beim Betrachter hervorrufen?

Mit meinen Tierbildern möchte ich auf die Lebewesen aufmerksam machen, die unseren Planeten teilen und ohne die menschliches Leben unvorstellbar wäre. Tiere müssen respektiert und geschützt werden, und das ist eine Verantwortung, die sich jeder zu Herzen nehmen sollte. Mit meinen Bildern möchte ich die Einzigartigkeit und Verletzlichkeit dieser Lebewesen zeigen.
Gleichzeitig als Kontrast der kultivierte Mensch, insbesondere die Frau in ihrer Einzigartigkeit. Weiblichkeit auf besondere Weise zum Ausdruck bringen – nicht sexistisch, sondern emotional und verletzlich, aber auch stark.
 Frauen und Tiere werden in vielen Kulturen immer noch unterdrückt. Tiere stehen nach Menschen an zweiter Stelle, das sollte nicht so sein. Tiere haben auch eine Persönlichkeit!

Wie läuft der Entstehungsprozess Ihrer Werke ab? Spontan oder mit einem langen Vorbereitungsprozess (technisch, Inspiration aus Kunstklassikern oder anderen)?

Nur wenn ich zwischendurch abstrakte Bilder male, ist das ein spontaner Prozess. Alle anderen Arbeiten basieren auf bestimmten Gedanken und Ideen. Ein manchmal langwieriger Prozess mit Kritzeleien oder ein Prozess, den ich nur gedanklich organisiere: Welches Motiv möchte ich verwenden, welche Farben verwende ich und welche Technik verwende ich für den Hintergrund? Und je nachdem, für welche meiner Serien ich ein neues Bild erstellen möchte, habe ich die Technik bereits im Voraus festgelegt, da sie einheitlich sein sollte. Zum Beispiel ein präzise gemalter Vogel auf einem Fluid-Art-Hintergrund; meine einzigen Überlegungen wären, welcher Vogel und welche Farben für den Hintergrund und welches Bildformat. Für die Frauenserie habe ich ein festes Bildformat; dieses und die dazugehörige Technik stehen bereits fest; somit gibt es keinen langen Vorbereitungsprozess. Ganz anders bei der Elefantenserie. Die aufwendigsten Arbeiten erforderten einen extrem langen Vorbereitungsprozess. Ich fotografiere auch selbst Wildtiere, und wenn mir ein Motiv besonders gefällt, wähle ich es für mein Gemälde aus. Daraus kann dann spontan ein neues Bild entstehen. Ich kann also sagen, dass das Arbeiten in Serien meine Vorbereitung viel einfacher macht, da bestimmte Werkzeuge und Techniken, einschließlich Stile, festgelegt sind.

Verwenden Sie eine bestimmte Arbeitstechnik? Wenn ja, können Sie diese erklären?

Ich verwende verschiedene Techniken. Für meine Serien habe ich unterschiedliche Arbeitsmethoden. Eine davon ist die Pouring-Technik, bei der Acrylfarben einer bestimmten Mischung und Konsistenz zum Fließen gebracht werden, wodurch einzigartige Formen und Muster entstehen. Diese Methode ermöglicht es mir, das Zusammenspiel der Farben zu erforschen und reiche Texturen und visuelle Tiefe zu erzeugen. Die fließenden Hintergründe vermitteln ein Gefühl von Bewegung, fast so, als würden die Formen aus dem abstrakten Chaos in die Klarheit des Realismus auftauchen. Diese dynamische Qualität verleiht meinen Arbeiten eine zusätzliche Komplexitätsebene. Pouring ist eine komplexe Technik, die viel Wissen erfordert, um ansprechende Ergebnisse zu erzielen. Ich verwende diese Technik häufig für Hintergründe, bei denen ein präzise gemaltes Motiv im Vordergrund steht.

Gibt es innovative Aspekte in Ihrer Arbeit? Können Sie uns sagen, welche?

Viele meiner Werke zeichnen sich durch eine einzigartige Verschmelzung von Realismus und Abstraktion aus. Mit erstaunlicher Genauigkeit dargestellte Tiermotive werden vor fließenden, abstrakten Hintergründen in Szene gesetzt, was jedem Werk eine traumhafte Qualität verleiht. Bei der Darstellung von Frauen stelle ich meine technische Meisterschaft unter Beweis, indem ich ihr Wesen mit lebensechter Präzision einfange und so jedem ihrer Motive eine lebendige Präsenz verleihe.

Gibt es ein Format oder Medium, mit dem Sie am besten zurechtkommen? Wenn ja, warum?

Ich komme mit jedem Format zurecht, von ganz klein bis ganz groß. Für mich ist es kein Problem, ob ich klein oder groß male, beides hat seinen Reiz. Bei sehr großen Formaten, mindestens ca. 80x80 cm, sind die Ergebnisse natürlich noch eindrucksvoller. Meine kleinsten Formate waren bisher 10x10 cm, mit denen ich eine wunderschöne Tierserie mit einem Elefanten mit Schmetterlingsohren geschaffen habe. Das bisher größte Bildformat ist 100x150 cm, das meine Heimatstadt auf Alu-Dibond darstellt und als einzigartiges Original ganzjährig an unserer Stadtmauer zu betrachten ist.

Wo entstehen Ihre Werke? Zu Hause, in einer Gemeinschaftswerkstatt oder in Ihrer eigenen Werkstatt? Und wie organisieren Sie dort Ihre kreative Arbeit?

Ich habe zu Hause ein Atelier: einen separaten Raum, in dem ich male, und einen Lagerraum für fertige Bilder. In meinem Atelier stehen meine Staffeleien, mein Arbeitstisch, Regale und alle meine Arbeitsmaterialien. Es ist ein Raum ohne Computer. Meine PCs stehen im Büro, wo ich meine Online-Kunstwerke erstelle. Ich arbeite sehr gerne von zu Hause aus, weil ich so viel flexibler bin und malen kann, wann immer ich möchte.

Reisen Sie aufgrund Ihrer Arbeit, um neue Sammler kennenzulernen, Messen oder Ausstellungen zu besuchen? Wenn ja, was bringt Ihnen das?

Ich führe jährlich mehrere Ausstellungen an verschiedenen Orten durch, hauptsächlich in meiner Region in Deutschland oder in Frankreich, nahe der Grenze, wo ich lebe. Solche Ausstellungen ermöglichen es mir, mit anderen Künstlern in Kontakt zu treten und Verkäufe zu generieren. Außerdem kann ich bei Vernissagen über meine Kunstwerke sprechen und darauf aufmerksam machen. Meine Erfahrung der letzten fünf Jahre hat gezeigt, dass es einfacher ist, über physische Ausstellungen zu verkaufen als über Online-Kunstportale. Ich würde gerne mehr online verkaufen, um mir die Reisestress zu ersparen, aber manchmal macht es mir Spaß.

Wie stellen Sie sich die Entwicklung Ihrer Arbeit und Ihrer Karriere als Künstler in der Zukunft vor?

Da ich seit Jahrzehnten mit visuellen (kommerziellen) und künstlerischen Darstellungen arbeite, möchte ich darauf aufbauen, meine Projekte weiterentwickeln und mehr Aufmerksamkeit von Kunstsammlern gewinnen. Ich würde meine Arbeiten gerne in einer Galerie ausstellen. Mein Anspruch ist jedoch deutlich kleiner geworden; ich male in erster Linie, um mir selbst zu gefallen, nicht der Kunstwelt!

Was ist das Thema, der Stil oder die Technik Ihrer neuesten künstlerischen Produktion?

Ich habe eine neue Serie auf großformatiger Leinwand begonnen, die meiner Meinung nach auch viele grafische Elemente enthält. Als Grafikerin liebe ich es, ebene Flächen zu bemalen, und es fällt mir leicht. Mein erstes Bild dieser Serie wirkt leicht surreal: drei Löwenköpfe in warmen Farben, umgeben von zahlreichen flächigen Formen in unterschiedlichen Ausführungen, die ich spontan und intuitiv gemalt habe. Ich werde weitere Tierköpfe in diesem Stil malen, immer mit den passenden Farbtönen. Jedes Motiv wird zu einem Kontinuum aus Farben, Formen und Ebenen.

Können Sie uns von Ihrem wichtigsten Messeerlebnis erzählen?

Ein interessantes Erlebnis bei einer Ausstellung meiner Bilder war, wie viele Frauen und Mädchen auch mein Lieblingsmotiv, den Elefanten, bewundern. Tiere waren und sind in der bildenden Kunst symbolträchtige Protagonisten!

Wenn Sie ein berühmtes Werk der Kunstgeschichte schaffen könnten, welches würden Sie wählen? Und warum?

Mona Lisa, weil das Gemälde ein grandioses Meisterwerk ist, bei dem es ein Rätsel ist, ob es sich um einen Mann oder eine Frau handelt. Natürlich habe ich die Mona Lisa schon im Louvre gesehen – atemberaubend. Eine stoische Ruhe und Gelassenheit in monotonen Farben, das gefällt mir.

Wenn Sie einen berühmten Künstler (lebend oder tot) zum Abendessen einladen könnten, wer wäre das? Wie würden Sie ihm vorschlagen, den Abend zu verbringen?

Salvador Dali. Ich würde mich freuen, wenn er mir seine surrealen Bilder beschreiben würde, warum und wie er sie malte. Bei einem mediterranen Essen auf einer Terrasse in Figueras.

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