Ralph Hackeland, Ich komme oft im Traum oder in meditativen Zuständen auf Ideen

Ralph Hackeland, Ich komme oft im Traum oder in meditativen Zuständen auf Ideen

Olimpia Gaia Martinelli | 03.06.2023 6 Minuten Lesezeit 0 Kommentare
 

"Es gab keine spezielle Inspiration oder Initialzündung, die mich zur künstlerischen Arbeit gebracht hat. Es war vielmehr von Kindesbeinen an in mir verankert, ein Schaffensdrang, der natürlicherweise einfach da war und mich seitdem in verschiedenen Phasen begleitet und mein Leben prägt"...

Was hat Sie dazu inspiriert, Kunst zu schaffen und Künstler zu werden? (Ereignisse, Gefühle, Erfahrungen...)

Es gab keine spezielle Inspiration oder Initialzündung, die mich zur künstlerischen Arbeit gebracht hat. Es war vielmehr von Kindesbeinen an in mir verankert, ein Schaffensdrang, der natürlicherweise einfach da war und mich seitdem in verschiedenen Phasen begleitet und mein Leben prägt.

Was ist dein künstlerischer Hintergrund, mit welchen Techniken und Themen hast du bisher experimentiert?

Mit 12 Jahren wünschte ich mir meinen ersten Ölmalkasten, da ich meinen großen Idolen (damals insbesondere Rembrandt) nacheifern wollte. Nach und nach erlernte ich autodidaktisch die klassische Schichtenmalerei in Öl, indem ich auch Bilder alter Meister versuchte zu kopieren. Das ist mir natürlich nicht wirklich gelungen, aber über technische Feinheiten habe ich dabei viel gelernt. Später verfolgte ich damit eigene Motive, zunächst Landschaften, Stilleben und Tiere, auch zeichnerisch in Kohle und Bleistift. Mein technisches – und auch thematisches – Repertoire wurde immer weiter und freier. Dabei habe ich meine Vorliebe für Acrylmalerei entdeckt, da ich hier schneller und unkomplizierter Ideen umsetzen kann. Schließlich hat mein Schaffensdrang zum Studium geführt, das ich 1992 als Diplom-Designer abgeschlossen habe. Seitdem arbeite ich als freier Grafiker, Illustrator, Designer und Maler.

Welche 3 Aspekte unterscheiden Sie von anderen Künstlern und machen Ihre Arbeit einzigartig?

Meine Themen und Motive sind schon ziemlich speziell, auch nicht für jeden Geschmack. Es interessiert mich nicht, schöne und gefällige Bilder zu malen, um ein Publikum damit zu bedienen. Viele meiner Bilder sind sperrig und erst auf dem zweiten oder dritten Blick zu verstehen. Dabei ist auch meine Kombination von malerischen Teilen mit comcartigen und grafischen Elementen ungewöhnlich.

Woher kommt deine Inspiration?

Oft habe ich in Träumen oder meditativen Zuständen Ideen, von denen eine Emotion mit bestimmten bildhaften Vorstellungen verknüpft ist. Dazu gesellen sich Erinnerungen, Beobachtungen von Menschen und globalen Entwicklungen, die mich sehr bewegen. Dabei entsteht eine Art „innerer Bildwelt“, aus der ich unbegrenzt schöpfen kann, da diese beständig gefüttert wird.

Was ist dein künstlerischer Ansatz? Welche Visionen, Empfindungen oder Gefühle möchten Sie beim Betrachter hervorrufen?

Jeder nimmt Bilder anders wahr und ist ein Bild erst in die Welt gebracht, so nimmt es ein Eigenleben an, das nicht kontrollierbar ist. Grundsätzlich herrscht in meinen Bildern etwas Absurdes vor, das eine Andeutung von Bedrohung impliziert. Diese Bedrohung spüren wir alle, ohne sie uns ständig bewusst zu machen. Trotz dieser Unsicherheit ist das Leben auch voll schöner Momente, die uns ebenfalls begleiten. Der Zwischenraum oder der Zeitpunkt, an dem Zustände sich zum Guten oder eben auch zum Bösen entwickeln können, interessiert mich dabei besonders. Was sind zwangsläufige Entwicklungen und was können wir dabei selbst bestimmen? Ich möchte den Moment darstellen, bevor der Zustand kippt. In welche Richtung, bestimmt der Betrachter für sich. Das Bild soll den Betrachter involvieren, sodaß er es sich immer wieder anschauen möchte – dann habe ich mein Ziel erreicht.

Wie ist der Entstehungsprozess deiner Werke? Spontan oder mit langem Vorbereitungsprozess (technisch, Inspiration durch Kunstklassiker oder anderes)?

Oft gehen der Arbeit auf der Leinwand Skizzen voraus, zum Teil sogar sehr konkrete. Ich plane also meine Bilder, lasse aber alle Wege im Umsetzungsprozess offen, sodaß zuweilen ein ganz anders Bild entsteht, von dem ich selbst überrascht bin.

Verwenden Sie eine bestimmte Arbeitstechnik? wenn ja, kannst du es erklären?

Ich bevorzuge ganz einfache Mittel: Acrylfarben auf Leinwand. Dabei male ich linear vor, oft in einer bestimmten Farbe, die später dominierend sein wird und arbeite mich dann meist von hell zu dunkel vor.

Gibt es innovative Aspekte in Ihrer Arbeit? Können Sie uns sagen, welche?

ich glaube nicht, dass Innovation das Bestreben in der Malerei sein sollte. Vielmehr kommt es darauf an, das Unausprechliche, Unsichtbare in ein Bild zu bannen. Hat man das erreicht, braucht es keinerlei innovativer Techniken oder anderer oberflächlichen Effekte.

Haben Sie ein Format oder Medium, mit dem Sie sich am wohlsten fühlen? wenn ja, warum?

Sehr gerne habe ich Formate zwischen 80 cm bis 120 cm, da ich hier gut die Übersicht behalte und nicht zu kleinteilig arbeiten muss. Das Verlieren in Details ist nicht meine Sache. Auf dieser Größe kann ich auch mal frei und kraftvoll vorgehen und dabei gut in das Bild eintauchen, damit ich es fühlen kann.

Wo produzieren Sie Ihre Werke? Zuhause, in einer gemeinsamen Werkstatt oder in Ihrer eigenen Werkstatt? Und wie organisieren Sie in diesem Raum Ihre kreative Arbeit?

Zuhause, wo ich ein kleines Atelier habe, und in meinem Studio, das ich zusammen mit einem Partner betreibe, je nach Platzbedarf und Stimmung.

Führt Ihre Arbeit Sie zu Reisen, um neue Sammler zu treffen, für Messen oder Ausstellungen? Wenn ja, was bringt es dir?

Bisher habe ich wenig Messeerfahrung gesammelt, wird aber sicher mehr werden, da ich Lust darauf bekommen habe und tolle Menschen kennenlernen durfte. Mal sehen, was die Zukunft bringt – ich bleibe weiterhin sehr gespannt.

Wie stellen Sie sich die Entwicklung Ihrer Arbeit und Ihrer Karriere als Künstler in der Zukunft vor?

Zunächst möchte ich weiterhin malen und Bilder produzieren. Ich bin selbst neugierig, wohin mich diese Reise führen wird. Selbstverständlich träume ich auch davon, von der Malerei ein gutes Auskommen zu erzielen und einen höheren Bekanntheitsgrad mit breitem Publikum zu gewinnen. Einige Anerkennungen machen mir Mut und geben mir Kraft und Hoffnung.

Was ist das Thema, der Stil oder die Technik Ihrer neuesten künstlerischen Produktion?

Wie viele meiner Bilder, ist auch mein derzeitig entstehendes Bild retroartig mit absurder, befremdlicher Stimmung. Zwei nahezu identische Frauen hinter einer Theke scheinen den Betrachter mit einer höchst merkwürdigen Ware zu bedienen. Es handelt sich um eine undefinierbare Mischung zwischen Organen, Korallen oder Mineralien, die in einer Art Gallerte oder Flüssigkeit aufgebahrt sind. Im Hintergrund sind Männer zu sehen, die in Arbeit vertieft zu sein scheinen. Vorne liegt eines der Gebilde auf dem Boden. Ein freundlicher Aspekt ist hier vordergründig zu sehen, gleichzeitig wird aber ein unheimliches Gefühl damit verbunden. Eine Stimmung von „guter alter Zeit“, gepaart mit den unheilvollen Entwicklungen der Moderne – eines meiner bevorzugten Themen. 

Können Sie uns von Ihrem wichtigsten Messeerlebnis erzählen?

Ich war letztes Jahr in Konstanz am Bodensee Messeteilnehmer und hatte dort viele gute Gespräche und tolles Feedback.

Wenn du ein berühmtes Werk der Kunstgeschichte hättest schaffen können, welches würdest du wählen? Und warum ?

Grundsätzlich möchte ich mich nur mit meinen eigenen Bildern identifizieren und den Respekt und die Demut vor herausragenden Werken nicht schmälern, indem ich in die Rolle des Schöpfers schlüpfe. Es gibt aber schon viele Werke, die mich berühren, insbesondere Werke der Neuzeit und zeitgenössische Kunst.

Wenn du einen berühmten Künstler (tot oder lebendig) zum Abendessen einladen könntest, wer wäre das? Wie würden Sie ihm vorschlagen, den Abend zu verbringen?

Sehr gerne würde ich mit Neo Rauch ein Abendessen verbringen und über Kunst und das Leben plaudern. Ich würde auch gerne seine Meinung zu ein paar meiner Bilder hören. Seine Arbeit hat mich tief beeindruckt und in gewisser Weise auch beeinflusst. Daher wäre mir eine Kritik dazu extrem wichtig.


Verwandte Künstler
Weitere Artikel anzeigen
 

ArtMajeur

Erhalten Sie unseren Newsletter für Kunstliebhaber und Sammler