Erró: Ein Leben in Farbe und Collage

Erró: Ein Leben in Farbe und Collage

Selena Mattei | 06.08.2024 7 Minuten Lesezeit 0 Kommentare
 

Erró, geboren als Guðmundur Guðmundsson am 19. Juli 1932 in Island, ist ein gefeierter Maler und Grafiker, der für seine Rolle in der narrativen Figurationsbewegung, seine Integration von Surrealismus und Pop-Art und seine umfangreiche internationale Ausstellungsgeschichte bekannt ist.

Guðmundur Guðmundsson, bekannt als Erró, ist ein renommierter isländischer Maler und Grafiker, der am 19. Juli 1932 in Ólafsvík, Island, geboren wurde. Als Mitbegründer der narrativen Figurationsbewegung in Frankreich hat Erró bedeutende Beiträge zur Kunstwelt geleistet. Er ist seit 1959 aktiv, hat hauptsächlich in Frankreich gearbeitet und wird von der Galerie Emmanuel Perrotin vertreten. Im Laufe seiner Karriere wurde Erró mit mehreren prestigeträchtigen Preisen geehrt, darunter der Prinz-Eugen-Medaille im Jahr 1979. Er wurde 2010 bzw. 2020 zum Ritter geschlagen und später zum Offizier der französischen Ehrenlegion befördert.


Künstlerbiografie: Erró

Guðmundur Guðmundsson, bekannt als Erró, ist Islands bedeutendster zeitgenössischer Künstler und bekannt für seine Arbeit als Maler und Grafiker. Geboren wurde Erró am 19. Juli 1932 in Ólafsvík. Seine künstlerische Laufbahn begann mit einem Studium in seiner Heimat Reykjavik von 1949 bis 1954, gefolgt von einer Ausbildung an der Osloer Kunstakademie in Norwegen. Seine Reisen durch Europa, insbesondere nach Florenz und Ravenna in Italien, bereicherten seine Techniken weiter und führten ihn in die komplexe Kunst des Mosaiks ein, die seinem wachsenden künstlerischen Repertoire mehr Tiefe verlieh. 1958 ließ sich Erró in Paris nieder, einer Stadt, die für sein künstlerisches Leben von zentraler Bedeutung werden sollte. Hier vertiefte er sich in die surrealistische Bewegung und knüpfte Kontakte zu einflussreichen Künstlern und Denkern wie André Breton, Roberto Matta, Victor Brauner, André Masson, Max Ernst, Man Ray, Joan Miró und Marcel Duchamp. Diese Zeit war entscheidend, da Erró eine Gemeinschaft fand, die seine Vision teilte und ihn zu seinem innovativen Kunstansatz inspirierte. Die 1960er Jahre waren für Erró eine Zeit des Wandels. Auf seinen Reisen nach New York kam er mit der aufkeimenden Pop-Art-Bewegung in Berührung, die sein künstlerisches Empfinden nachhaltig prägte. Erró griff den Zeitgeist der Ära auf und integrierte Elemente der Pop-Art nahtlos in sein Werk, wodurch er sich als Wegbereiter der europäischen narrativen Figuration etablierte.

Als Universalgelehrter der Künste beschäftigte sich Erró neben seinem Hauptaugenmerk auf der Malerei mit verschiedenen Medien, darunter Performancekunst und experimentellem Kino. In den Jahren 1962 und 1963 schuf er Bühnenbilder und Masken für Éric Duviviers Film „Concerto mécanique pour la folie ou la folle mécamorphose“ und zwischen 1964 und 1967 produzierte er seinen ersten Film „Grimaces“. Sein multidisziplinärer Ansatz zeigte nicht nur seine Vielseitigkeit, sondern unterstrich auch sein unermüdliches Streben nach Innovation und Kreativität. Von 1963 bis 1965 nahm Erró an künstlerischen Interventionen mit Jean-Jacques Lebel teil und verfasste mehrere eigene Werke, darunter das Happening „Les Critiques d'art“ im Jahr 1963 und „Gold Water“ im American Center in Paris im Jahr 1964.

Während seiner über fünf Jahrzehnte andauernden glanzvollen Karriere war Paris für Erró immer seine Heimat, wo er Trost in der lebendigen kulturellen Vielfalt der Stadt fand. Doch seine Reiselust kennt keine Grenzen, denn er verbringt seine Zeit zwischen den eklektischen Straßen von Paris, den ruhigen Küsten von Formentera in Spanien und den bezaubernden Landschaften Thailands. Sein Privatleben ist auch eng mit seiner künstlerischen Laufbahn verwoben; er war mit Myriam Bat-Yosef verheiratet, mit der er 1960 eine Tochter bekam, und 1972 lernte er in Bangkok seine zweite Frau, Vilai Permchit, kennen. Errós Beiträge zur Kunstwelt gehen über sein kreatives Schaffen hinaus. 1982 wurde er eingeladen, ein riesiges Fresko in Angoulême zu schaffen, und 1986 vertrat er Island auf der Biennale in Venedig. 1989 machte er der Stadt Reykjavík eine gewaltige Spende, die aus über 2.000 Kunstwerken aus seiner gesamten Karriere sowie einem Schatz an persönlicher Korrespondenz und Dokumenten bestand. Diese großzügige Tat hat Wissenschaftlern und Liebhabern gleichermaßen unschätzbare Ressourcen beschert und wird vom Reykjavík Art Museum verwaltet, wo seine Werke regelmäßig am Standort Hafnarhús ausgestellt werden. In den letzten Jahren gedeiht Errós Erbe weiter. Seit 2012 wird er von der Galerie Louis Carré et Cie in Paris vertreten. Er hat auch bedeutende Werke für den Cristel Éditeur d'Art geschaffen, darunter Drucke für die Preise Jacques-Goddet und Denis-Lalanne. Seine Werke zeichnen sich durch ihre lebendige und eklektische Natur aus und spiegeln oft seine Faszination für Comics und narrative Kunst wider. Im Jahr 2020 veranstaltete Erró eine Einzelausstellung in der Galerie Perrotin in New York, was seinen Einfluss und seine Präsenz in der zeitgenössischen Kunstszene weiter festigte.

Errós Karriere ist ein Beweis für seinen unerschütterlichen Geist und seine Anpassungsfähigkeit. Sein innovativer Ansatz und seine Bereitschaft, neue Medien zu erkunden, haben seine Arbeit frisch und relevant gehalten, während seine tiefe Verbindung zu den Städten und Kulturen, die ihn geprägt haben, in seiner Kunst deutlich wird. Als Gründerfigur der Figuration Narrative-Bewegung in den frühen 1960er Jahren hat Erró neben Künstlern wie Valerio Adami, Hervé Télémaque und Peter Klasen unauslöschliche Spuren in der Kunstwelt hinterlassen. Sein Vermächtnis wird nicht nur durch seine Kunstwerke gefeiert, sondern auch durch den tiefgreifenden Einfluss, den er auf die narrative Figuration und die zeitgenössische Kunst insgesamt hatte.


Lous XIV Truite / Soft Cornemuse la Série des Portraits (1976) von Erró

Erró, Lous XIV Truite / Soft Cornemuse la Série des Portraits, 1976. Malerei.

Errós Gemälde Lous XIV Truite / Soft Cornemuse la Série des Portraits aus dem Jahr 1976 ist eine meisterhafte Darstellung seines surrealistischen Stils und präsentiert dem Betrachter eine fesselnde und phantasievolle Szene. Im Zentrum der Komposition steht ein Mann, der scheinbar die Naturgesetze außer Kraft setzt, während er mühelos auf der Meeresoberfläche balanciert. Er hält ein eigenartiges Musikinstrument, mit dem er eine faszinierende Melodie hervorzaubert. Diese Melodie bezaubert eine Forelle (Truite), die aus dem Wasser auftaucht und deren Bewegungen an einen Tanz als Reaktion auf die bezaubernde Musik erinnern. Der surreale Charakter der Szene wird durch die Unglaubwürdigkeit des auf dem Meer stehenden Mannes und der so lebhaft auf die Musik reagierenden Fische verstärkt. Zu Füßen des Mannes blickt ein kleiner Hund mit rotem Halsband mit einem Ausdruck des Staunens und der Verwunderung zu seinem Besitzer auf und verkörpert damit die zeitlose Bindung zwischen Menschen und ihren vierbeinigen Begleitern. Die Anwesenheit des Hundes verleiht der sonst jenseitigen Szene einen Hauch von Wärme und Vertrautheit und verankert sie in einem Gefühl des Alltäglichen. Im Hintergrund zeigt das Gemälde eine atemberaubende Landschaft mit majestätischen Bergen und schneebedeckten Gipfeln, die einen starken Kontrast zur Weite des Ozeans bilden. Die Berge erheben sich dramatisch, ihre eisigen Gipfel glitzern unter einer unsichtbaren Sonne, während dichte Wälder ihre unteren Hänge bedecken und der Szene Tiefe und Struktur verleihen. Diese natürliche Kulisse dient dazu, die surrealen Elemente im Vordergrund zu verstärken und das Heitere und das Fantastische gegenüberzustellen. Errós Verwendung lebendiger Farben und sorgfältiger Details lädt den Betrachter ein, jeden Zentimeter des Gemäldes zu erkunden und mit jedem Blick neue Elemente zu entdecken.


Ausstellungsgeschichte

Seine erste Einzelausstellung fand 1956 in der Galleria Montenapoleone in Mailand statt und markierte den Beginn einer produktiven Karriere. 1957 wurden seine Werke im Maison des artistes in Reykjavik ausgestellt, gefolgt von Ausstellungen in Jerusalem, Tel Aviv und Haifa im Jahr 1958. In den 1960er Jahren stellte Erró in ganz Europa aus, mit bemerkenswerten Ausstellungen in der Galerie Chirvan in Paris, der Galleria del Naviglio in Mailand und der Gertrude Stein Gallery in New York. 1969 war er im Musée d'Art Moderne de la Ville de Paris vertreten. In den 1970er Jahren gab es Einzelausstellungen in ganz Frankreich unter der Schirmherrschaft des Centre Georges Pompidou und 1977 eine große Retrospektive in der Galerie Beaubourg in Paris. Erró erlangte in den 1980er und 1990er Jahren weiterhin internationale Anerkennung, unter anderem mit Ausstellungen in Dänemark, Genf und verschiedenen deutschen Städten. Bemerkenswerte Retrospektiven in den 2000er Jahren waren „Erró: le grand collage du monde“ in Valence und Madrid (2006) und „Erró: cinquante ans de collage“ im Centre Georges-Pompidou in Paris (2010). Sein Einfluss hielt bis in die 2010er Jahre und darüber hinaus an, mit Ausstellungen im Musée d'Art contemporain de Lyon (2014-2015) und der Galerie Perrotin in New York (2020). Jede dieser Ausstellungen zeigte nicht nur Errós einzigartige künstlerische Vision, sondern festigte auch seinen Platz als zentrale Figur der zeitgenössischen Kunst.

Errós außergewöhnliche Karriere, die von seinen erfinderischen Beiträgen zur narrativen Figurationsbewegung und seiner Hinwendung zum Surrealismus und zur Pop-Art geprägt ist, unterstreicht seinen nachhaltigen Einfluss auf die zeitgenössische Kunstwelt. Seine Fähigkeit, unterschiedliche Einflüsse und Medien – von Malerei und Druckgrafik bis hin zu Performancekunst und experimentellem Kino – zu vermischen, zeigt seine Vielseitigkeit und sein unermüdliches Streben nach Innovation. Errós Anerkennung durch zahlreiche prestigeträchtige Auszeichnungen und Ehrungen, darunter seine Ritterschaft in der französischen Ehrenlegion, festigt sein Vermächtnis weiter. Seine umfangreiche Ausstellungsgeschichte mit großen Retrospektiven und internationalen Ausstellungen spiegelt seinen globalen Einfluss und seine anhaltende Relevanz wider. Als Künstler, der sich kontinuierlich weiterentwickelt und gleichzeitig einen unverwechselbaren und fesselnden Stil beibehalten hat, bleibt Errós Werk ein Beweis seiner dynamischen künstlerischen Vision und seiner tiefgreifenden Beiträge zur modernen Kunst.

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