„Passing the Fugitive On“: Einblicke in die 13. Berlin Biennale für zeitgenössische Kunst

„Passing the Fugitive On“: Einblicke in die 13. Berlin Biennale für zeitgenössische Kunst

Selena Mattei | 09.06.2025 5 Minuten Lesezeit 0 Kommentare
 

Die 13. Berlin Biennale mit dem Titel „Passing the Fugitive On“ untersucht Flüchtigkeit als Form von Widerstand und künstlerischer Autonomie. Über 60 Künstlerinnen und Künstler präsentieren ihre Werke an vier verschiedenen Berliner Veranstaltungsorten. Die Ausstellung regt zum Nachdenken darüber an, wie zeitgenössische Kunst dominante Narrative durch Ambiguität, Widerstand und alternative Sichtweisen infrage stellen kann.

Wichtige Informationen

  • Die 13. Berlin Biennale präsentiert einen mutigen kuratorischen Ansatz, der künstlerischen Praktiken den Vorrang gibt, die von Widerstand, Migration und Unsichtbarkeit geprägt sind.
  • Diese Ausgabe legt den Schwerpunkt auf Kunstwerke, die sich konventionellen Bedeutungen widersetzen und oft unleserlich, poetisch oder emotional aufgeladen erscheinen.
  • Die Biennale lässt sich von der stillen Präsenz der Stadtfüchse inspirieren und nutzt sie als Metapher für Kunst, die knapp außerhalb der Reichweite dominanter Systeme existiert.
  • Die Ausstellung legt einen starken Fokus auf das kollektive Erleben und lädt die Öffentlichkeit ein, sich durch Aufführungen, Vorträge und Workshops zu beteiligen.
  • Mit ihrem Thema stellt die Biennale die traditionelle Rolle der Institutionen in Frage, indem sie alternative Räume bietet, in denen die Kunst nach ihren eigenen Bedingungen funktioniert.





Eine Biennale, die auf Widerstand und Vorstellungskraft basiert

Die 13. Berlin Biennale für zeitgenössische Kunst, die vom 14. Juni bis 14. September 2025 stattfindet, präsentiert unter dem Titel „Passing the Fugitive on“ eine mutige und zeitgemäße kuratorische Vision. Kuratiert von Zasha Colah und Assistenzkuratorin Valentina Viviani, untersucht diese Ausgabe, wie zeitgenössische Kunst jenseits dominanter Narrative agieren und Raum für alternative Formen der Sichtbarkeit, des Wissens und des Ausdrucks schaffen kann.


Ilgvars Zalans – „Berliner Geschichte“, 2021. Öl auf Leinwand. 50 x 50 cm.


Das Konzept der Flüchtigkeit als kuratorischer Rahmen

Flüchtigkeit ist das zentrale Thema dieser Biennale. Anstatt Kunst oder Künstler in Kategorien der Identitätspolitik oder institutionellen Logik einzuordnen, lädt der kuratorische Rahmen zu einer tieferen Auseinandersetzung mit dem ein, was sich nicht leicht verstehen, benennen oder kontrollieren lässt. Inspiriert vom schwer fassbaren Verhalten von Stadtfüchsen untersucht die Ausstellung, wie künstlerische Praktiken subtilen Widerstand, Unsichtbarkeit und radikale Autonomie verkörpern können. Die Idee, „den Flüchtigen weiterzugeben“, wird zu einem Weg, Macht und Präsenz durch künstlerische Gesten, die sich jeglicher Klassifizierung entziehen, neu zu denken.


Ein vielfältiges Netzwerk an Ausstellungsorten

Die Biennale erstreckt sich über vier bedeutende Ausstellungsorte in Berlin, die den Themen der Ausstellung jeweils eine kontextuelle Tiefe verleihen. Der Hamburger Bahnhof – Nationalgalerie der Gegenwart bietet ein etabliertes Museumsumfeld. Das KW Institute for Contemporary Art bietet eine Plattform für kritisches Experimentieren. Die Sophiensæle, ein Raum für Performance und Bewegung, verleihen der Ausstellung eine theatralische und partizipatorische Dimension. Ein ehemaliges Gerichtsgebäude in der Lehrter Straße in Moabit schließlich fügt eine politisch und historisch aufgeladene Ebene hinzu und verdeutlicht die Spannung zwischen Recht und Widerstand, die die Biennale untersucht.


Eduard Warkentin – „BERLIN_21_04“, 2021. Öl auf MDF-Platte. 30 x 30 cm.


Ein umfangreiches künstlerisches Programm

Mit über 60 Künstlern und mehr als 170 Werken umfasst die 13. Berlin Biennale Installationen, Performances, Vorträge und Workshops. Anstatt einen einfachen Zugang zu Bedeutung zu bieten, beleuchten viele der gezeigten Werke Undurchsichtigkeit, Widersprüchlichkeit und Komplexität. Ziel ist nicht Erklärung, sondern Erfahrung – Kunst, die den Betrachter herausfordert, sich mit Unsicherheit auseinanderzusetzen und an der Sinngebung teilzuhaben. Die Einbindung der Öffentlichkeit steht im Mittelpunkt. Die Programme sollen den Dialog anregen, Kollektivität fördern und institutionelle Rollen in der Gesellschaft neu überdenken.


Kuratorische Stimmen prägen die Erzählung

Zasha Colah, bekannt für ihre Arbeit zu künstlerischen Praktiken, die unter politischem Druck und in Konfliktgebieten entstanden, bringt eine kritische und einfühlsame kuratorische Stimme in die Biennale ein. Ihr Ansatz bevorzugt das Poetische, das Absurde und das Kollektiv Bewertete gegenüber dem Institutionell Genehmigten. Assistenzkuratorin Valentina Viviani steuert eine ergänzende Perspektive bei und trägt zur Realisierung eines Programms bei, das sowohl kritische Stringenz als auch fantasievolle Offenheit widerspiegelt.


Eine visuelle Identität, die das Thema widerspiegelt

Die visuelle Identität der Biennale, entwickelt von Enver Hadzijaj, unterstreicht ihren konzeptionellen Ansatz. Die gewählte Schriftart Rhymes ist ein zeitgenössisches Design mit Wurzeln in der frühen Times-Schriftart. Ihre subtilen Verzerrungen und historischen Bezüge spiegeln das Interesse der Ausstellung an dem Vertrauten, aber Unklaren, dem Lesbaren und doch Ausweichenden wider – eine typografische Metapher für Flüchtigkeit.


Antoni Dragan – „Sonnenuntergang in Berlin“, 2021. Acryl auf Leinwand. 90 x 160 cm.


Das umfassende Erbe der Berlin Biennale

Seit ihrer Gründung 1996 ist die Berlin Biennale eine wichtige Plattform für zeitgenössische Kunst abseits des etablierten Kunstmarktes. Gefördert von der Kulturstiftung des Bundes seit 2004, hat sie sich einen Namen gemacht für die Präsentation politisch engagierter, kritisch hinterfragender Werke, die auf drängende gesellschaftliche Fragen reagieren. Jede Ausgabe wird von einem neuen Team kuratiert, das neue Perspektiven und Ansätze in die sich ständig weiterentwickelnde Kunstlandschaft der Stadt einbringt.


Eine Einladung, die Rolle der Kunst neu zu überdenken

Die 13. Berlin Biennale fordert die Besucher nicht auf, Kunst zu konsumieren, sondern ihr zu begegnen – manchmal mit Schwierigkeiten, manchmal mit Freude, oft mit Fragen. Es ist eine Ausstellung über Flucht, über Fantasie, über die Verweigerung vorgegebener Bedingungen. Damit erweitert sie die Möglichkeiten dessen, was Kunst in einer Zeit globaler Prekarität sein und leisten kann.


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Häufig gestellte Fragen

Was ist das Thema der 13. Berlin Biennale?

Das Thema lautet „Passing the fugitive on“ (Das Flüchtige weitergeben), kuratiert von Zasha Colah. Im Mittelpunkt steht die Idee der Flüchtigkeit – künstlerische Praktiken, die sich der Klassifizierung widersetzen, institutioneller Kontrolle entgehen und als subtile Formen des Widerstands und der Autonomie wirken.


Wann und wo findet die Biennale statt?

Die Biennale findet vom 14. Juni bis 14. September 2025 an vier Orten in Berlin statt: Hamburger Bahnhof – Nationalgalerie der Gegenwart, KW Institute for Contemporary Art, Sophiensæle und einem ehemaligen Gerichtsgebäude in der Lehrter Straße in Moabit.


Wie viele Künstler nehmen an dieser Ausgabe teil?

Über 60 internationale Künstler präsentieren mehr als 170 Kunstwerke, darunter Installationen, Performances, Workshops und Vorträge.


Welche Erlebnisse erwartet die Besucher?

Die Besucher erwartet ein immersives und zum Nachdenken anregendes Erlebnis, das Intransparenz, Widerstand und kollektive Reflexion betont. Die Biennale fördert aktives Engagement statt passiver Beobachtung.


Muss ich Tickets kaufen und gibt es kostenlose Veranstaltungen?

Ja, für den Eintritt sind Eintrittskarten erforderlich. Am 12. und 13. Juni finden jedoch kostenlose Vorschautage statt. Während der gesamten Biennale-Laufzeit können auch weitere öffentliche Veranstaltungen, Vorträge und Workshops kostenlos angeboten werden.

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