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Martin Gensbaur

Zurück zur Liste Hinzugefügt am 02.02.2020

Mein Japan

Kunstfenster Gensbaur, Hofmark, Dießen am Ammersee, Deutschland

Sonntag 4 Oktober 2020
Sonntag 10 Mai 2020

Die Japanmode, auch „Japonismus“ genannt, war Ende des 19. Jh. dabei, die Sichtweise der westlichen Welt zu revolutionieren. Nachdem Vincent van Gogh bei dem Kunsthändler Siegfried Bing japanische Farbholzschnitte kopiert hatte, verlässt er im Frühjahr 1888 Paris. „Mein Japan“ soll er ausgerufen haben, als er das erste Mal die Fenster seines neuen Refugiums in Arles öffnete. Das war vor mehr als 130 Jahren.

Der „Blutstropfen“, der laut Siegfried Bing damals in das Blut der europäischen Malerei „eingedrungen“ war, wirkt bis heute. Martin Gensbaur kennt das Land ebenso wenig aus eigener Anschauung wie Dieter Finzel. Und doch geben sie ihrer gemeinsamen Ausstellung im Dießener Kunstfenster den Titel „mein Japan“. Zwei Künstler, die völlig unterschiedliche Bilder malen und sich doch in diesem Punkt treffen. 

Dieter Finzel nahm einige Jahre Unterricht bei einem japanischen Kalligraphen. Seine Acrylbilder auf Leinwand und Büttenpapier, die die Grenzen zwischen figurativer und abstrakter Kunst, zwischen fernöstlicher Kalligraphie und westlichem Informel ausloten, entsprechen ihrem Wesen nach der Lehre des Zen. 

„Es sieht nicht japanisch aus. Doch in Wirklichkeit habe ich noch nie so etwas Japanisches gemacht“, schreibt Vincent van Gogh in einem seiner Briefe. Martin Gensbaurs Großonkel lebte in Tokio und versorgte die Familie mit nicht wenigen Erinnerungen an Japan. Diese und die Begegnung mit Bildern des in Japan hochverehrten Malers Kaii Higashiyama (1908-1999) sind in seinen Bildern der 80er Jahre deutlich zu spüren. Doch auch in den aktuelleren Arbeiten findet sich „mein Japan“, obwohl sie eigentlich überhaupt nicht japanisch aussehen. Die Ausstellung bringt beides zusammen.

Begleitend zur Ausstellung erscheint im Münchner scaneg-Verlag die 6. Ausgabe der Schriftenreihe DAS KUNSTFENSTER (ISBN 978-3-89235-246-4) mit Bildern von Dieter Finzel, Martin Gensbaur und Jiang Sanshi und Texten von Dieter Finzel und Clara Gensbaur-Shao. 

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