Simone Zavagli Mattotti
Die 2008 von Rina Zavagli gegründete Galerie Martel hat sich als Pionier in der Förderung grafischer und erzählender Künste etabliert. Weit davon entfernt, sich auf die traditionellen Rahmenbedingungen der zeitgenössischen Kunst zu beschränken, hat diese Pariser Galerie den mutigen Schritt gewagt, Comics als eigenständige Kunstform zu verteidigen – eine avantgardistische Vision, die ihr heute internationale Anerkennung eingebracht hat. Im November 2024 erreichte die Galerie einen neuen Meilenstein mit der Eröffnung eines zweiten Standorts in Brüssel, Chaussée d'Ixelles 337, und stärkte damit ihre Mission, künstlerische Barrieren abzubauen.
Ein Ausdrucksort für multidisziplinäre Künstler
Seit ihrer Gründung hat die Galerie Martel der Vielfalt künstlerischer Praktiken besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Ob Malerei, Illustration, Animation oder Comics, es sind Künstler willkommen, deren Bildsprache über etablierte Kategorien hinausgeht. Große Persönlichkeiten wie Art Spiegelman und Lorenzo Mattotti treffen auf vielversprechende junge Talente wie Zéphyr und Yann Kebbi und offenbaren ein ebenso reichhaltiges wie einzigartiges Panorama.
Derzeit werden im Brüsseler Raum die Werke von Brecht Vandenbroucke präsentiert, einem flämischen Künstler, dessen Werk von Meistern der primitiven Malerei wie Bosch und Pieter Bruegel inspiriert ist und diese mit Referenzen aus der zeitgenössischen Digital- und Fernsehkultur vermischt. Eine eindrucksvolle Begegnung zwischen Vergangenheit und Gegenwart, typisch für die künstlerische Linie der Galerie.
Brecht Vandenbroucke, Auf den Spuren des Heiligen Christophorus, 2022, Acrylmalerei auf Papier, 110 x 73 cm
Ein Raum zum Nachdenken und Entdecken
Der Standort der Galerie in Brüssel, im Stadtteil Ixelles, ist mit Bedacht gewählt und nicht unbedeutend. Dieser Sektor befindet sich in einem vollständigen Wandel und ist auf der Suche nach einer Identität. Von Straße zu Straße bietet er eine Vielfalt an Atmosphären. Als Rina Zavagli und ihr Team diesen hellen, offenen Raum zum ersten Mal entdeckten, erkannten sie sofort eine Ähnlichkeit mit ihrer früheren Pariser Adresse. Doch hier bringt die typische Brüsseler Architektur eine neue Dynamik mit langgestreckten Volumen, die für die Gebäude der Stadt charakteristisch sind, und einem herrlichen kleinen Garten, der dem Ort eine einzigartige Note verleiht.
Aus dem anfänglichen Potenzial wurde schnell ein Projekt: Mehrere Monate Arbeit waren nötig, um diesen Ort in ein wahres Juwel zu verwandeln. Heute spiegelt dieses „kleine Juwel“ voll und ganz den Geist der Galerie wider: warm, offen, lebendig. Die beiden blumengeschmückten Innenhöfe sind wahre Oasen der Ruhe und tragen zu einer Atmosphäre bei, die zur Besinnung einlädt.
Die Galerie setzt auf diese Geselligkeit, um die Neugier des Publikums zu wecken. Passanten, die von einem Werk im Schaufenster angezogen werden, Kunstliebhaber auf der Suche nach Entdeckungen oder Sammler aus New York, Singapur oder anderswo: Alle werden hier aufmerksam empfangen und zum Dialog angeregt. Für Rina Zavagli ist es wichtig, dass die Galerie ein lebendiger Ort bleibt, den Menschen aus Lust, Zufall oder Leidenschaft betreten – und wo sie auch neue Künstler entdecken, die das Herz des Ortes schlagen lassen.
Ein innovatives Programm mit globaler Reichweite
Obwohl die redaktionelle Ausrichtung der Galerie Martel bewusst spezialisiert ist, profitiert sie von einem breiteren Publikum. Seine regelmäßige Präsenz auf Messen wie Drawing Now und Art Paris zeigt seine Fähigkeit, sich zu erneuern und gleichzeitig eine starke Vision der grafischen Kunst zu vertreten. Diese Ausstellungen und Teilnahmen haben vielen Künstlern die Entwicklung neuer visueller Stile ermöglicht und sie dazu ermutigt, die Grenzen ihres Mediums zu erweitern.
Darüber hinaus pflegt die Galerie zahlreiche Partnerschaften mit bedeutenden Kulturinstitutionen: vom Centre Pompidou bis zur Fondation Cartier, darunter auch mit internationalen Museen wie dem Cartoonmuseum in Basel und dem Palazzo Blu in Italien. Diese Kooperationen stärken seine Rolle als Brücke zwischen Kunstszenen, Museen und der breiten Öffentlichkeit.
Lorenzo Mattotti Dal balcone, 2025, Acrylgemälde auf Leinwand, 140 x 92 cm
Ein Engagement im Dienste der Schöpfung
Über die Werke hinaus ist es eine wahre Philosophie der künstlerischen Unterstützung, die die Galerie Martel antreibt. Durch die Ablehnung von Hierarchien zwischen Kunstformen bietet es Künstlern Raum für Freiheit, Experimente und Anerkennung. Die menschliche Verbindung steht im Mittelpunkt: Der Austausch mit Künstlern, Besuchern und Sammlern steht im Mittelpunkt des Erlebnisses.
Indem sie Comics als umfassende Kunstform verteidigt, einladende und anspruchsvolle Räume schafft und die Entstehung neuer visueller Stimmen fördert, trägt die Galerie Martel dazu bei, die Konturen der zeitgenössischen Kunstlandschaft neu zu zeichnen. In einer sich ständig verändernden Welt erinnert sie uns daran, dass grafische Kunst nicht nur etwas ist, das man anschaut, sondern das man in seiner ganzen Fülle erleben muss.