Solita Cohen: Kunst ist eine Familienleidenschaft

Solita Cohen: Kunst ist eine Familienleidenschaft

Selena Mattei | 11.01.2024 6 Minuten Lesezeit 0 Kommentare
 

Die Kunstliebhaberin Solita Cohen erinnert sich gern an den anhaltenden Einfluss ihrer Eltern Sadie und Simy Cohen, der ihr Interesse an Kunst während ihrer Kindheit in Caracas, Venezuela, geweckt hat ...

Wer ist Solita Cohen de Mishaan (Solita Mishaan)?

Solita Cohen de Mishaan, eine in Venezuela geborene kolumbianische Staatsbürgerin und seit den 1980er Jahren auf lateinamerikanische und insbesondere kolumbianische Kunst spezialisierte Sammlerin, hat bedeutende Beiträge zur Kunstwelt geleistet.

Sie ist mit dem kolumbianischen Geschäftsmann und Kunstliebhaber Steven Mishaan verheiratet und fungiert als Präsidentin der MISOL-Stiftung für Kunst in Bogotá. Diese gemeinnützige Organisation widmet sich der Förderung der Künste in Kolumbien und ganz Lateinamerika.

Als bekannte Persönlichkeit der lateinamerikanischen Kunstszene verbringt Mishaan ihre Zeit zwischen Miami, Florida und Bogotá, Kolumbien. Sie ist Mitglied in internationalen Gremien mehrerer weltbekannter Kunstinstitutionen. Dazu gehören das Latin American and Caribbean Art Acquisitions Committee des MoMA (New York), das Latin American Committee des Museum of Fine Arts (Houston), das Latin American Art Acquisitions Committee der Tate Gallery (London) und der International Circle of Friends des Museo del Prado (Madrid), des International Patronage Council der Reina Sofía Museum Foundation (Madrid) sowie des Ehrenkomitees der Artbo-Messe in Bogotá und des Ankaufskomitees des Miami Art Museum.

Seit 1985 umfasst ihre Sammlung unter anderem Werke von Künstlern wie Miller Lagos, Leyla Cárdenas, Barbarita Cardozo, Nicolás París, Mateo López, Guillermo Kuitca und Carlos Rojas.


Kunst ist eine Familienleidenschaft

Die Kunstliebhaberin Solita Cohen erinnert sich gern an den anhaltenden Einfluss ihrer Eltern Sadie und Simy Cohen, der ihr Interesse an Kunst während ihrer Kindheit in Caracas, Venezuela, geweckt hat. Die Familie Cohen, die für ihr langjähriges Engagement in der Kunstsammlung bekannt ist, hat eine bemerkenswerte Auswahl an Meisterwerken des 19. und 20. Jahrhunderts erworben, darunter Werke renommierter Künstler wie Chagall, Renoir, Picasso, Botero und Manolo Valdés. Als Erbe dieses Erbes begab sich Cohen auf ihre eigene Reise und kuratierte eine persönliche Sammlung zeitgenössischer lateinamerikanischer Kunst. Wir hatten die Gelegenheit, sie in ihrer Wohnung in Bal Harbour, Florida, zu besuchen, wo sie wertvolle Erinnerungen daran teilte, wie ihr Vater sie durch Galerien und Museen führte und Zeit in die Wertschätzung und das Verständnis der Nuancen der Kunst investierte.

Solita Cohen ist für ihr außergewöhnliches Mäzenatentum bekannt und hat eine entscheidende Rolle bei der Förderung aufstrebender Künstler gespielt, indem sie mit renommierten Museen und Galerien auf der ganzen Welt zusammengearbeitet hat. Ihre Mission ist klar: die Präsenz und Anerkennung lateinamerikanischer Kunst und Künstler zu steigern und sie neben bedeutenden Meisterwerken des 20. und 21. Jahrhunderts in angesehenen Museumssammlungen, Galerien und Kunstmessen zu platzieren. Solita betont, wie wichtig es ist, die eigene kulturelle Kunst zu verstehen und zu unterstützen, und nennt in dieser Hinsicht Brasilien als führendes Beispiel.

Ihr erster Kunsterwerb, „La Cruz del Sur“ des damals unbekannten argentinischen Künstlers Guillermo Kuitca, stellte ihr scharfes Auge und ihre Intuition unter Beweis. Kuitcas Kunst hat seitdem internationale Anerkennung gefunden und ist in großen Museen wie dem Metropolitan Museum NY, dem MoMA NY und dem Reina Sofia in Madrid ausgestellt sowie an renommierten Biennalen in Venedig und Sao Paulo beteiligt. Cohen betrachtet Kuitca als kontinuierliche Inspiration für ihre Sammlung und bewundert seine Auseinandersetzung mit Humanismus, Leiden, Geschlechterkonflikten und globalen Themen. Sie schätzt ihre enge Freundschaft mit Kuitca und ist mit seiner künstlerischen Reise und seinem Erfolg verbunden.

Die Kunstsammlung von Solita Cohen ist eine vielfältige Präsentation von Talenten aus ganz Lateinamerika, von etablierten Namen bis hin zu aufstrebenden Künstlern, von Mexiko bis Argentinien. Sie hat ein besonderes Auge für historische Persönlichkeiten der Kunst, die trotz ihrer bedeutenden Beiträge möglicherweise übersehen wurden, wie beispielsweise die brasilianische Künstlerin Anna Maria Maiolino. Ihr scharfsinniges Verständnis der lateinamerikanischen Kunstlandschaft hat zur Schaffung eines beeindruckenden Ensembles mit Schlüsselfiguren mehrerer Künstlergenerationen geführt. Diese Sammlung ist eine Mischung verschiedener künstlerischer Formen und Medien, darunter Malerei, Skulptur, Fotografie, Installationen, Video und Performancekunst.

Jedes Stück ihrer Sammlung ist ein entscheidender Bestandteil dieser sorgfältig ausgewählten Reihe und schafft einen ausgewogenen und harmonischen Dialog zwischen den Werken. Diese sorgfältige Kuratierung vermeidet die Uneinigkeit übereilter, subjektiver Akquisitionen. Die sich entwickelnde Beziehung zwischen der Kunst und Cohen wird durch ihre aktuellen Interessen und Lebenserfahrungen geprägt.

Cohen verbindet einige Kunstwerke liebevoll mit bedeutenden Lebensereignissen, wie ihrer Heirat oder der Geburt ihrer Kinder, und macht jedes Stück zu einem Zeichen ihrer Reise als Kunstmäzenin und Einzelperson. Sie denkt darüber nach, wie zeitgenössische Kunst eine tiefe Selbstbeobachtung ermöglicht. Cohen findet, dass das Sitzen vor einem Gemälde es ihr ermöglicht, über das Leben nachzudenken, wobei das Kunstwerk als reaktionsfähiges Medium dient. In dem Moment, in dem ein Stück nicht mehr bei ihr ankommt, betrachtet sie es als nicht relevant, was ihre dynamische Interaktion mit ihrer Sammlung demonstriert.

Die Kunstsammlung von Solita Cohen beleuchtet sorgfältig verschiedene Themen, wie zum Beispiel die komplexe Beziehung zwischen Menschen und ihrer Umwelt, beispielhaft dargestellt durch die Werke von Guillermo Kuitca aus Argentinien und Ivan do Espírito Santo aus Brasilien. Ein zentrales Thema der Sammlung ist die Erinnerung, die nicht als Nostalgie, sondern als Zeugnis unserer Identität, unserer Erfolge und unserer zukünftigen Ausrichtung dargestellt wird. Dieses Thema wird von Künstlern wie Iñaki Bonillas aus Mexiko, Daniel Senise und Mateo López aus Brasilien sowie Carlos Rojas aus Kolumbien eingehend untersucht. Die Sammlung befasst sich auch mit Identitätsfragen und hilft Cohen dabei, ihre eigene Herkunft und ihr Erbe zu verstehen. Ihre Sammlung bietet eine einzigartige und unverwechselbare Perspektive und spiegelt ihre Überzeugung wider, wie wichtig es ist, die eigenen Wurzeln zu kennen, um die intellektuelle und kulturelle Entwicklung zu bereichern.

Cohens Rolle geht über die Rolle eines bloßen Hüters eines bestimmten künstlerischen oder kulturellen Modells hinaus; Sie ist eine kulturelle Protagonistin, die sich für die Schöpfer und Inspiratoren der Kunst einsetzt. Der utopische Aspekt ihrer Sammlung, insbesondere der Werke von Alfredo Jaar aus Kolumbien und Carlos Garaicoa aus Kuba, spiegelt ihr Engagement und ihre Hoffnung auf eine bessere Zukunft in Lateinamerika wider.

Die Sammlung zeigt auch formale Anliegen und Denkprozesse, die der lateinamerikanischen Kultur innewohnen, durch Künstler wie Marcius Galan aus Brasilien, Elias Crespin aus Venezuela und die kolumbianischen Künstler Miler Lagos, Leyla Cárdenas und Barbarita Cardozo. Die Mishaan-Sammlung fasst die lateinamerikanische Erfahrung zusammen und betont ihre Schönheit, ihre wirtschaftlichen Herausforderungen, ihre soziale Struktur, ihre inhärenten Schuldgefühle und ihr Potenzial für Erlösung.

Solita sitzt in ihrem exquisiten Esszimmer mit Blick auf den Atlantik und erinnert sich an die Umbauten, die sie an ihrem Zuhause vornehmen musste, um ihre Sammlung großformatiger Gemälde und Skulpturen unterzubringen. Anfangs zögerte ihr Architekt, was die von ihr vorgeschlagenen baulichen Veränderungen anging, aber Solita blieb hartnäckig und versicherte: „Meine Kunstwerke haben Vorrang. Wenn die Stücke nicht richtig ausgestellt sind, werde ich die Wohnung nicht betreten.“ Schließlich wurde eine Lösung gefunden und neue schwebende Wände errichtet, um die großen Kunstwerke auszustellen. Das Ergebnis ist eine komfortable, einladende Wohnung, die nicht wie ein Museum wirkt, aber dennoch die wertvollen Stücke ihrer Sammlung prominent präsentiert. Die Gäste werden ständig mit der Entdeckung verborgener Schätze verwöhnt, die hinter Ecken und in verschiedenen Räumen versteckt sind und sich sogar auf der Außenterrasse erstrecken.

Solitas aktueller Fokus liegt auf ihrer Stiftung Misol, die Ende 2013 gegründet wurde. Misols Ziel mit Sitz in Bogota, Kolumbien, ist es, das Wachstum, die Verbreitung und die Anerkennung lateinamerikanischer Kunst weltweit zu unterstützen. Die Stiftung hat Auszeichnungen und Stipendien für aufstrebende Künstler, Kuratoren und Buchverleger initiiert und leistet damit wichtige Unterstützung für einen Sektor, dem es oft an solchen Ressourcen mangelt.

Das Leben inmitten von Originalkunstwerken und Dokumenten ist für Solita sicherlich ein Privileg, aber ihr wahres Engagement liegt darin, die Anerkennung lateinamerikanischer Kunst voranzutreiben und sich den Herausforderungen und Bedürfnissen des Kontinents zu stellen. Dieses Engagement ist der bedeutendste Aspekt im Leben von Solita Cohen.


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